Manchmal, wenn man nicht mehr weiter weiß, kann es helfen, sich in Menschenmeeren zu ertränken. Auf einigen dieser Tauchgänge findet man Klarheit und an den freundlichsten Tagen sogar ein Lächeln. Häufig trägt man eine Geschichte im Gepäck nach Hause. So geht es auch Tobias Bamborschke. Gleich einem Flaneur lässt sich der Sänger auf ziellosen Streifzügen stundenlang durch Berlin treiben. Ihn entlastet das Gefühl, inmitten einer anonymen Masse unsichtbar zu werden. Am Tisch eines Kreuzberger Asiaten sagt er: „Dem setze ich mich immer wieder bewusst aus: Du kannst wie ein Engel durch die Stadt schlüpfen und keiner sieht dich. Super erdrückend finde ich das, aber gleichzeitig total berauschend und befreiend – allein in diesem Wust an Fischen. Dann kann ich atmen.“ Nach ebenjenem Gemütszustand hat er seine Band benannt: Isolation Berlin.
Bis dahin war es ein langer Weg. Als Tobias Bamborschke zu Beginn des Jahrtausends samt seinen Eltern von Köln in die Hauptstadt übersiedelt, kennt er einige Orte bereits. In den Erinnerungen trägt er die dunklen Zehlendorfer Wälder sowie von Efeu berankten Häuser. Einen geschlängelten Kurfürstendamm. Der Junge begegnet Berlin mit vorfreudigen Augen und offenen Armen. Zu greifen bekommt er kalte Schultern. Sein Gymnasium in Reinickendorf wird ihm binnen kürzester Zeit zum Hort der Torturen. Schon in der ersten Schulwoche zwingen Klassenkameraden den Neuling bekleidet unter die Dusche der Turnhalle.

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