HipHop

Berliner Rapper Fler posiert mit Dragqueen: Wie sind die Reaktionen im Netz?

Das Foto des Berliner Rappers Fler mit der Travestiekünstlerin Olivia Jones polarisiert das Netz. Plumper Move oder ernst zu nehmende Solidarität mit der Queer-Community?

Der Berliner Rapper Fler auf dem Weg zum Gericht im November 2022
Der Berliner Rapper Fler auf dem Weg zum Gericht im November 2022Olaf Wagner/Pressefoto Wagner

Eines vorweg: Der Berliner Rapper Fler ist absolut nicht Everybody’s Darling. Sondern so ziemlich genau das Gegenteil davon. Nicht nur, dass er sich in seiner bisherigen Laufbahn öffentlichkeitswirksame Beefs geliefert hat mit Rap-Kollegen wie Bushido, Kollegah, Farid Bang, Sido und vielen anderen – nein, seine Rap-Texte lassen sich mitunter frauenfeindlich und nationalistisch verstehen. Zudem ist Fler sage und schreibe 13 Mal wegen Straftaten rechtskräftig verurteilt worden, darunter Körperverletzung, Bedrohung, Sachbeschädigung, Beleidigung und uneidlicher Falschaussage.

Kurzum: nicht gerade die Person, von der man direkt erwarten würde, dass sie sich prominent für die Rechte queerer Menschen engagiert. Doch tatsächlich hat Fler am Samstag, dem 10. Juni auf seinem Twitter-Account ein Foto gepostet, das ihn gemeinsam mit der Dragqueen Olivia Jones zeigt. Flankiert hat Fler den Post mit einer Regenbogen- und auch einer Deutschlandflagge.

Wie reagieren die Fler-Follower darauf? Einige sind begeistert von der unerwarteten Solidarität („Guter Mann“, „Ich werde noch Fanboy. Absoluter Ehrenmove“), aber viele Kommentare sind beleidigend bis unter die Gürtellinie. So sehr, dass Fler am Folgetag noch einen weiteren Post nachsetzte. Darin schreibt er: „Schlimm zu sehen wie Leute hier abgehen. Kack auf jeden, der nicht einfach den Mensch an sich respektieren kann!“

Nach Hasskommentaren auf Twitter: Fler gibt seinen Kritikern Kontra

In dem Post gibt sich Fler insgesamt als ein stets Missverstandener: „Ich war stolz und deutsch und wurde als Nazi abgestempelt… Ich war Berliner-Gangster Rapper und wurde als Möchtegern-Ausländer abgestempelt…“ Er, Fler, sei nie auf Nummer sicher gegangen, „um besser im Leben oder in der Musik-Industrie klar zu kommen“.

Längst nicht alle in der Queer-Community sind begeistert. Manche zweifeln an seinen Motiven: „Dass Fler wirklich offen für LGBTIQ ist, glaube ich erst, wenn er selber als Dragqueen auftritt“, schreibt eine Userin auf Twitter. „Nachdem er so viele Menschen radikalisiert hat, ist er es der Community schuldig.“

Die queere Solidaritätsadresse von Fler kommt sehr unerwartet im Pride-Monat

Und auch von anderer Seite her erfährt Fler Gegenwind: „Anbiedern kommt leider nie gut und ist ein Zeichen der Schwäche“, schreibt ein Nutzer auf Twitter. „Die woken Buchstabenmenschen werden dich trotzdem nicht akzeptieren und auch die Rechten vergraulst du immer mehr. Hast du keinen PR-Berater?“

Was wohl schon jetzt als sicher gelten darf: Flers Statement dürfte so ziemlich die am wenigsten erwartete und ungewöhnlichste und auch am meisten polarisierende Solidaritätsadresse für die Queer-Community in diesem Pride-Monat sein. Jeden Juni demonstriert die LGBTIQ-Gemeinde seit den New Yorker Stonewall Riots im Juni 1969 verstärkt für ihre Rechte.

Ob nun beim Christopher Street Day (der in Berlin am 22. Juli stattfindet) auch Tracks von Fler laufen werden? Vielleicht sollte man sich angesichts der Kontroverse um seine Texte und Person doch eher an Rapper halten, deren Engagement für die Queer-Community als safe gelten darf: etwa die Rapperinnen Jnnrhndrxx aus Spandau oder Badmómzjay aus Brandenburg an der Havel. Respekt zollen für seine im deutschsprachigen HipHop ungewöhnliche Geste kann man Fler trotzdem.