Das Atonal-Festival ist wieder da. Drei Jahre setzte das Festival für experimentelle elektronische Musik wegen der Pandemie aus. Im vergangenen Jahr gab es mit dem X-100-Festival eine kleine Ausgabe zu Ehren des Avantgarde-Komponisten Iannis Xenakis. Jetzt also kommt das Atonal in einer riesigen Dimension zurück: Das Programm erstreckt sich über zwei Wochenenden, Donnerstag bis Sonntag am ersten Wochenende, Freitag bis Sonntag am zweiten. Jeden Tag ist von rund 19 bis 6 Uhr Programm angesetzt. In den Tagen dazwischen gibt es eine Ausstellung, bei der sich namhafte Künstler wie Cyprien Gaillard oder Deborah Stratman mit dem Veranstaltungsort Kraftwerk auseinandersetzen. Denn alles findet im Kraftwerk an der Köpenicker Straße statt: Zwei Bühnen sind im monumentalen Hauptraum aufgebaut, dazu kommen die Clubs, die sich im gleichen Gebäude befinden: die zwei Floors des Tresor und das Ohm.
Bei der Fülle an Programm sollte man sich gut überlegen, wen und was man sehen will. Die italienische Percussionistin Valentina Magaletti am Eröffnungsabend am Donnerstag ist ein erstes Highlight. Ihr elektronisch erweitertes Spielen mit jeglichen Percussionarten von Trommeln bis Glöckchen ist emotional mitreißend und verträumt zugleich. Später spielt sie noch mal als Teil des Trios Holy Tongue mit dem Dubmusik-Produzenten Al Wootton und Sasumu Mukai. Tiefe Bässe mit Jazz-Einschlag sind hier zu erwarten.
Eine von vielen Premieren dieses Festivals ist der Auftritt von Caterina Barbieri mit Space Afrika zusammen. Die italienische Expertin für orchestrale Synthesizer-Kompositionen und der melancholische LoFi-Sound des Duos dürften, untermalt von Live-Visuals von Marcel Weber, eine emotionale Kombi ergeben.
Am Freitagabend erwartet einen mit Sandwell District, Rrose und Sigha Techno von der klassischen, staubtrockenen und harten Sorte. Mit ISAbella, Simo Cell und DJ Spit b2b Mad Miran sind aber auch DJs einer neueren Generation dabei, die mit ihren abwechslungsreichen Sounds aktuell auf vielen Festivals zu hören sind.
An den ersten drei Abenden gibt es auch eine Performance der mit der Volksbühne assoziierten österreichischen Choreografin Florentina Holzinger. Sie ist für körperlich intensive Stücke bekannt, die ihren Performerinnen einiges abfordern. Laut Programmheft „Triggerwarnung: Nacktheit, Blut“. Das Konzert von Loraine James am Sonnabend, eine Premiere ihrer neuen Live-Show zu ihrem nächsten Album, könnte ein Gegenpol sein. Die Londonerin verwebt IDM mit emotionalen Melodien und Vocal-Fetzen – beruhigend und aufschüttelnd zugleich.


