Der Paartherapeut

Meine neue Freundin hat schon ein Kind: Wie gehe ich damit um?

Wie kann man Sexualität genießen, wenn ein paar Zimmer weiter ein Kind schläft? Unserem Leser fällt das schwer. 

Die unguten Gefühle des Lesers sind nicht nur sehr menschlich, sondern auch genau richtig, findet unser Paartherapeut. 
Die unguten Gefühle des Lesers sind nicht nur sehr menschlich, sondern auch genau richtig, findet unser Paartherapeut. Storiès/Unsplash

Fridolin, 40: Seit ein paar Wochen date ich eine neue Frau. Sie ist echt super und wir verstehen uns gut, aber sie hat schon ein Kind. Besonders unsicher bin ich, wenn es um Sex geht. Es kommt mir irgendwie komisch vor, Sex in ihrer Wohnung zu haben, wenn ich weiß, dass ihr Kind nebenan schläft. Wie komme ich mental über diese Hemmung hinweg?

Lieber Fridolin, ja, ab einem bestimmten Alter wird die Wahrscheinlichkeit immer größer, dass eine neue Partnerin – oder auch Partner – Kinder hat. Damit gilt es dann umzugehen. Ich vermute, Sie haben noch keine eigenen Kinder. Es klingt auch so, als ob das Kind Ihrer Partnerin eher noch kleiner ist. Wo ist denn eigentlich der dazugehörige Vater? Sie könnten sich ja auch treffen, wenn das Kind bei ihm ist. Wahrscheinlich gibt es da auch noch einige andere technische Lösungen, damit Sie nicht in diese Not kommen. Aber was machen, wenn das Kind da ist? Was sagt denn Ihre neue Partnerin dazu? Fühlt sie sich auch etwas gehemmt? Und ist sie mit Ihnen im Bett anders, wenn das Kind nicht da ist? Haben Sie Angst, es versehentlich zu wecken? Würde es Ihnen beiden dann versehentlich zuhören müssen? Würde es reinkommen und einfach die Situation verändern?

Das Gefühl der Unsicherheit ist genau richtig

Wie alle Kinder dieser Welt wird es auch irgendwann bemerken müssen, dass seine Mutter da etwas hat und mit einem Mann etwas macht, was sehr mächtig und bedeutend ist. Etwas, das für die kindliche Seele ein bisschen unheimlich und gleichzeitig oft auch sehr interessant ist. Und von dem es ausgeschlossen ist. Der Sex der Eltern ist das erste, von dem die Kinder – zu Recht – ausgeschlossen werden. Hier taucht die Generationsschranke auf. Andersherum gilt das genauso: Die Eltern (und Erzieher) haben bei den „Doktorspielen“ der 5- bis 6-Jährigen nichts zu suchen. Sie müssen draußen bleiben. Hier spüren die Kleinen den ersten Hauch dieser besonderen Intimität des Sexuellen.

Von daher sind Ihre unguten Gefühle in diesen Situationen nicht nur sehr menschlich, sondern auch genau richtig. Das heißt aber nicht, dass Sie keinen Sex haben dürfen, wenn das Kind nebenan schläft. Vielleicht nicht ganz so wild und nicht ganz so laut. Ich musste dafür selber erst Vater werden, um herauszufinden, warum meine Eltern immer diesen „Mittagsschlaf“ gehalten haben, bei dem wir Kinder sie auf keinen Fall stören durften. Besprechen Sie mit Ihrer Partnerin, wie Sie mit diesen hemmenden Gefühlen umgehen wollen. Ihre Partnerin ist schon länger Mutter und wird Ihnen sicher einige Sorgen dazu nehmen können.

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