Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?
Aleks Petrovic, einer dieser Realityformathopser, die man bedauerlicherweise kennt, wenn man dieses Jahr wieder mehrfach die Chance verpasst hat, lieber mal ein gutes Buch zu lesen. Petrovic jedenfalls servierte vergangene Woche im Finale des Fremdfummelformats „Temptation Island VIP“ seine formal gesehen Gerade-noch-Freundin Christina Dimitriou in einem waghalsigen Täter-Opfer-Umkehrmanöver derart unverfroren ab, dass es einem auch als leidgegerbten Trash-TV-Vielgucker den Blutdruck in die Höhe trieb. Arbeiten Sie dieses Format gerne nach, falls Ihr Weihnachtsfest überraschend zu friedlich ausfallen sollte. Und ich verspreche, nächstes Jahr wirklich die 100 Bände von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ in Angriff zu nehmen.
Auch Justin Bieber hatte vergangene Woche erhöhten Puls: Er war so gar nicht einverstanden mit der neuen Fankollektion von H&M, die Pullover, T-Shirts und eine Einkaufstasche mit seinem Konterfei enthielt.
Ich war überrascht, als er auf Instagram seine Fans sogar dazu aufrief, diesen „Müll“, wie er sich ausdrückte, doch bitte nicht zu kaufen. Denn H&M hatte in den vergangenen Jahren schon öfter Bieber-Bekleidung auf den Markt gebracht, was ich so genau weiß, weil ich bei einem Ausverkauf dort einmal ein reichlich überdimensioniertes Leibchen mit Bieber-Schriftzug erworben habe. Ich dachte, es könnte mir vielleicht nützlich sein, wenn ich mich für eine Recherche mal „How do you do, fellow kids?“-mäßig an jüngere Menschen heranwanzen müsste. Gegen frühere Kollektionen jedenfalls schien Bieber keine Einwände gehabt zu haben, dieses Mal habe er aber keine Zustimmung zu der Kollektion gegeben, schreibt er auf Instagram. H&M wiederum sagt, das Freigabeverfahren sei ordnungsgemäß abgelaufen. Es bleibt mysteriös.

Komplette Transparenz praktizierte dagegen das Jetzt-Ex-Ehepaar Hummels: Vergangene Woche postete Cathy ein Foto, das kurz vor ihrer Scheidung aufgenommen wurde – mit der Info, dass Mats zu spät dran sei.
Ich habe den Vorgang natürlich aufmerksam verfolgt. Ich finde nämlich, dass sich auf Social Media noch kein verbindlicher Postingknigge durchgesetzt hat, was Scheidungen angeht. Für Verlobungen und Schwangerschaften gibt es inzwischen klare Ikonografien, was in die Kamera gereckte Ringe und Bäuche angeht. Bei Scheidungen ist da fantasiemäßig noch massig Luft nach oben. Analog zu diesen Babygenitalien-Verkündungsvideos, bei denen die werdenden Eltern das Geschlecht ihres Kindes verraten, indem sie rosa oder hellblauen Glitzer aus Luftballons rieseln lassen, könnte ich mir gut ein Enthüllungsvideo vorstellen, in dem die geschiedenen Ex-Partner verkünden, ob sie sich im Guten oder im Schlechten trennen. Sind sie einander wohlgesonnen, rieseln Rosenblätter auf den Partner herab. Können sie einander nicht mehr ausstehen, vielleicht Kakerlaken. Bald fängt ja das Dschungelcamp wieder an, da könnte man sich Inspirationen holen, falls demnächst eine Trennung ansteht.
Das Fernsehthema der vergangenen Woche war Boris Beckers erstes Interview nach seiner Haftentlassung, das er Sat.1 gewährte. Haben Sie zugeschaut?
Natürlich, und ich fürchte, aus seinen Erzählungen über die schlimme Zeit im Gefängnis sind die falschen Details bei mir hängen geblieben. Ich bin zum Beispiel immer noch fasziniert davon, dass er englischen Häftlingen Englischunterricht und Mathestunden gegeben haben soll – für jemanden, der zu Zahlen und Rechnungen anscheinend ja kein ganz inniges Verhältnis hat, finde ich das ziemlich wild. Mein Lieblingsmoment im Interview war auf jeden Fall, als Becker die mitgebrachte Mappe mit seinen Unterlagen aus seinem Philosophiekurs herzeigte. Jetzt warte ich gespannt auf seinen Lebenshilfe-Podcast.
Was macht eigentlich Helene Fischer?
Ich denke, nachdem es nun schon zum dritten Mal in Folge keine Weihnachtsshow von ihr geben wird, turnt sie an den Feiertagen einfach rein gewohnheitsmäßig ein bisschen an ihrem Kronleuchter.
Die Fragen stellte Christian Seidl


