Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?
Wenn wir die Frage etwas abwandeln könnten und „wütend gemacht“ durch „eingeschläfert“ ersetzen, könnte ich darauf reinen Herzens mal wieder mit Harry und Meghan, die Exilroyals aus Montecito, antworten. Vergangene Woche bin ich beim zweiten Teil ihrer Netflix-Klage-Doku tatsächlich mehrmals kurz weggeschlummert und spüre nun leichten royalen Überdruss.
Dieses Gefühl könnte bald von mittelschwerer Boris-Becker-Genervtheit abgelöst werden. Nachdem er vorzeitig aus der Haft entlassen wurde, hat er wohl bereits mehrere lukrative Verträge für Interviews und Dokus samt Buchdeal abgeschlossen.
Ja, man wird seiner Geschichte in den nächsten Wochen wohl kaum entkommen können. Ich befürchte ja, dass der Aspekt, der mich an seiner Gefängniszeit am meisten interessiert, dann wieder nur halbherzig gestreift werden wird: Womit hat Boris Becker sich hinter Gittern die Zeit vertrieben, hat er eventuell ein neues Hobby gefunden, gar seine musische Seite entdeckt – und gibt es Werke, die er vorzeigen könnte? Ich erinnere mich immer gerne daran, wie ich vor vielen Jahren einmal den wunderlichen Ex-Boxer René Weller interviewte, als der seinerseits gerade aus dem Gefängnis entlassen worden war. Er hatte während seiner Haft zum Dichten gefunden und sagte mir mehrere selbst verfasste, durchaus ausführliche Balladen auf, das fand ich toll.
Überraschend amüsant scheint auch George Clooney zu sein. Zumindest erzählte Matt Damon jetzt bei einer Laudatio auf Clooney von einigen wilden Streichen, die jener seinen Kollegen spielte.
Ich hätte ihn auch eher als dekorativen und weniger einfallsreichen Menschen eingeschätzt, muss ich zu meiner Schande bekennen – und nicht als jemanden, der seinem Mitbewohner für einen guten Prank auch mal ins Katzenklo kackt. Laut Damon pfriemelte Clooney nämlich eine Zeit lang die Hinterlassenschaften der Katze seines Schauspielkollegen Richard Kind aus deren Katzenklo und entsorgte sie – woraufhin Kind dachte, seine Katze leide unter Verstopfung. Er verabreichte ihr also ein verdauungsförderndes Mittel, woraufhin das arme Tier enormen Output produzierte, den Clooney abermals heimlich wegschippte. Der Katzenbesitzer war schon in äußerster Sorge um seine – körperlich übrigens eher zierliche – Katze, als dann sein frecher Mitbewohner unbeobachtet einen kapitalen Clooneyhaufen in das Katzenklo setzte, was natürlich erst recht für Irritation sorgte. Man muss wohl dabei gewesen sein, um das humoristische Potenzial dieses Szenarios goutieren zu können.

Cathy Hummels hat sich bei einer Dating-App angemeldet, erzählte sie in einem Interview. Das ist für sich genommen überschaubar spannend, interessanter klingt das Konzept der App: Angeblich ist der Stamm der Balzbereiten dort handverlesen und ziemlich prominent. Würden Sie da mal gern durchwischen?
Es geht so. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort wirklich Channing Tatum und Ben Affleck auf der Suche sein sollen, wie man über den Kundenstamm lesen kann – am Ende matcht man wahrscheinlich doch nur mit Stefan Mross und Calvin von „Temptation Island“. Aber mir gefällt die Idee, dass auch die Schönen und Reichen vielleicht genauso durch die Sümpfe leidigen Anbahnungssmalltalks waten müssen wie wir niederes Volk. Kurz war ich übrigens doch versucht, eine Bewerbung für die App auszufüllen, weil ich gelesen habe, dass dort auch Adlige angemeldet sind. Aber dann sitze ich am Ende in drei Jahren auf einem Netflixdokusofa und lamentiere über mein schweres Leben, das kann keiner wollen.
Was macht eigentlich Helene Fischer?
Sie trainiert gerade in Montreal für ihre Tour im kommenden Jahr. Und musste, sagt sie in einem Interview, ihrer Mutter versprechen, dieses Mal keine allzu waghalsigen artistischen Übungen vorzuführen. Ich hingegen musste meiner Mutter gerade versprechen, bei meinem Weihnachtsbesuch in der Heimat endlich meine Knetfigurensammlung aus den 80er-Jahren auszudünnen, so unterscheiden sich die Lebensentwürfe.
Die Fragen stellte Christian Seidl.


