Langgedicht

Nadja Küchenmeister: „wer einmal stirbt/ dem glaubt man für immer“

Die Berliner Dichterin, im Osten aufgewachsen, reist mit ihrem bezaubernden Buch „Der Große Wagen“ zwischen Berlin, Köln und Lissabon – und in die Erinnerung. Die Kritik.

Ich rede mit der Sprache Deutschland, Berlin, 18.01.2020, Gedenken an Barbara Köhler, Haus für Poesie, Nadja Küchenmeister,  *** I talk with the language Germany, Berlin, 18 01 2020, commemoration of Barbara Köhler, House of Poetry, Nadja Küchenmeister,
Ich rede mit der Sprache Deutschland, Berlin, 18.01.2020, Gedenken an Barbara Köhler, Haus für Poesie, Nadja Küchenmeister, *** I talk with the language Germany, Berlin, 18 01 2020, commemoration of Barbara Köhler, House of Poetry, Nadja Küchenmeister,Rolf Zöllner/imago

Immer da ist das Sternbild Großer Wagen, der dem Buch den Titel gibt. Was sich verändert, ist zum Beispiel die Gestalt des Horizonts: Mal wird er als Eisenschiene, mal als Polyamidfaden, mal als Messerklinge wahrgenommen. Oder die Farbe Gelb taucht im Verlauf als Pirol, Regenmantel, aufgeschnittene Ananas oder Reclam-Heft auf. Das lyrische Ich verbindet mit ihr einen vertrauten Menschen, der auf einem gelben Zettel eine Botschaft hinterließ. Beide fehlen.

Man scheitert beim Versuch, das Buch als ein Ganzes wahrzunehmen, wenn man es nur still liest. Laut gelesen, gemurmelt wenigstens, entfaltet es seine Schönheit, rhythmisch und erzählerisch zugleich. Es sind Assoziationen über Gehen und Bleiben, über Abschiede und Wiedersehen. Das Ich bewegt sich zwischen Berlin, Köln und Lissabon und ausführlich um Berlin herum (bis nach Usedom und Leipzig). Es gibt den einen deutlichen Verlust, aber auch andere Formen des Vermissens.

Berliner Zeitung

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