Bücherfrage der Woche

Frage an die Buchhändlerin: Was sollen wir jetzt lesen?

Ostern steht bevor. Katharina von Uslar legt ein Bilderbuch und zwei (Wieder-)Entdeckungen ins Lese-Körbchen.

Katharina von Uslar in ihrer Buchhandlung Uslar & Rai
Katharina von Uslar in ihrer Buchhandlung Uslar & RaiJohanna Heß

Pfingsten sind die Geschenke am geringsten, wissen wir aus einem Kindergedicht von Bertolt Brecht. Damit zuvor aber Ostern etwas einbringt, sollten in den kommenden Tagen noch ein paar Bücher gekauft werden. Wir fragen Katharina von Uslar aus der Buchhandlung Uslar & Rai an der Schönhauser Allee, welche Titel sie gerade besonders empfiehlt.

Katharina von Uslar: Wenn wir auf Ostern schauen, brauchen wir natürlich ein Kinderbuch. Da empfehle ich ein von Mariachiara Di Giorgio sehr schön gestaltetes Bilderbuch mit einem Text von Giovanna Zoboli mit einem Hasen als Helden, der auch die vorlesenden Erwachsenen erfreut. „Die wundersame Suppe des Monsieur Lepron“ heißt es, erschienen bei Bohem Press. Der Herr Lepron schickt an jedem Wochenende seine Familie fort, um eine Gemüsesuppe zu kochen. Weil die so legendär gut schmeckt, muss er das Kochen professionalisieren, den Vertrieb organisieren, er wird sogar Zulieferer für Hollywood. Menschen sind leider oft undankbar, wie wir wissen, doch Monsieur Lepron lässt sich nicht unterkriegen. Das ist sehr schön erzählt und mit hinreißenden Aquarellen illustriert.

Judith Kuckart, was lesen Sie gerade?

Von Cornelia Geißler

12.03.2023

Wenn die Erwachsenen dann ein bisschen Zeit haben, empfehle ich ihnen von Maria Borrély den Roman „Mistral“. Die Übersetzerin Amelie Thoma hat das Buch von 1930 in einem Antiquariat entdeckt. Sie erzählt im Nachwort, was sie daran so begeistert hat. Es spielt in einem kleinen südfranzösischen Ort inmitten der schönsten und rauesten Landschaft. Der Wind, überhaupt die Natur sind sehr wichtig für die Heldin Marie und ihre Sehnsucht nach Liebe. Sie selbst scheint dahin zu gehören wie ein Mandel- oder Olivenbaum. Das Buch ist im jungen Kanon-Verlag erschienen. Wir schauen hier genau, was die unabhängigen Verlage in Berlin so machen.

Und weil wir viele Touristen unter den Kundinnen und Kunden haben, wollen wir, dass unser Berlin-Buch-Regal gut gefüllt ist. Da gibt es jetzt als Neuveröffentlichung „Der erste Zug nach Berlin“ von Gabriele Tergit. Die Autorin musste 1933 als Jüdin emigrieren und kam bald nach Kriegsende zurück. Hier erzählt sie aus der Perspektive einer jungen Amerikanerin mit Witz und satirischer Schärfe, wie sich das alte Denken gehalten hatte in schönen Wohnzimmern der Stadt. Es ist bei Schöffling & Co. erschienen, herausgegeben hat es Nicole Henneberg – genauso wie zuvor schon den großen Familienroman der Tergit „Die Effingers“.