Bücherfrage der Woche

Diese Klassiker und Entdeckungen empfiehlt die Buchhändlerin für den Urlaub

Elke Wolf betreibt ihre Buchhandlung mit dem schönen Namen Vielseitig dort, wo es nach Freizeit riecht: in Friedrichshagen, nah am Müggelsee.

Beim Eintauchen ins Buch tauchen wir in andere Leben ein.
Beim Eintauchen ins Buch tauchen wir in andere Leben ein.Peter Kovalev//Imago

Nur ein paar Minuten Spazierweg vom Müggelsee entfernt, also fast an einem Urlaubsort, befindet sich die Buchhandlung Vielseitig in Friedrichshagen. Seit 2002 führt Elke Wolf das Geschäft in einer Gegend, in der einst Dichter wie Wilhelm Bölsche und Bruno Wille zu Hause waren, später Johannes Bobrowski. Fragen wir die Buchhändlerin: Welche Leseempfehlungen haben Sie für den Urlaub?

Drei Titel habe ich für Sie ausgesucht – und das sind nicht die, die sowieso gerade überall besprochen werden. Es gibt eine Reihe mit Klassikern beim Mare-Verlag, sehr schön ausgestattet, in Leinen gebunden, mit Schuber versehen. Dort ist vor ein paar Jahren „Der grüne Blitz“ von Jules Verne erschienen. Das ist sein einziger Liebesroman, mit dem tauchen Sie in eine wunderbare Sprache und eine romantische Geschichte. Eine junge Frau, die bei ihren Onkeln aufwächst, soll verheiratet werden. Sie bittet darum, vor der Hochzeit noch eine Reise machen zu können. Was sie da entlang der schottischen Westküste sieht und erlebt, ist sehr überraschend. Das Buch bietet Spannung und Dramatik in einer Weise, wie ich es in der heutigen Literatur kaum finde.

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Privat
Zur Person
Elke Wolf in ihrer Buchhandlung Vielseitig in der Bölschestraße 20 in Berlin-Friedrichshagen, Tel. 030 65 48 53 15

Wirklich beeindruckt hat mich auch Helga M. Nowaks autobiografischer Roman „Vogel federlos“, der ist in zwei Bänden bei Schöffling erschienen. Zwischen die Prosaabschnitte hat die Autorin Gedichte gesetzt, die unterstreichen ihren jeweiligen Seelenzustand. Ihr Erzählen startet sozusagen hier vor der Haustür. Helga M. Nowak ist 1935 in Köpenick geboren und ins Heim gekommen, sie wurde von einer Familie aus Erkner adoptiert, wo sie nicht glücklich wurde. Sie stürzte sich dann mit aller Kraft und ihrem Geist in die neu gegründete DDR und fing auch an zu schreiben. Ihr Lebensweg war politisch von einem Auf und Ab geprägt. Sie ging nach Island, kam zurück in die DDR, wurde ausgebürgert, sie erzählt deutsch-deutsche Geschichte sehr aufregend und in unerwarteten Facetten.

Und etwas Unterhaltendendes möchte ich noch empfehlen, von Lars Lenth: „Der Lärm der Fische beim Fliegen“, das gibt es im Taschenbuch bei Blanvalet. Der Held ist ein Jurist, der von einem Freund gebeten wird, auf seiner Lachsfarm nach dem Rechten zu schauen. Dort gerät er in den Strudel verschiedenster krimineller Ereignisse. Das ist skurril und macht Spaß, allerdings kann man nach der Lektüre eine Weile keinen Lachs mehr essen.