Im Scheunenviertel, von den Berlinern noch geliebt und von Touristen nicht mehr überlaufen, befindet sich seit 2004 die Buchhandlung Hundt Hammer Stein – erstaunlich hell für ein Geschäft im Souterrain. Wir fragen den Inhaber Kurt von Hammerstein, welche Bücher er gerade am liebsten empfiehlt.
Ich nenne Ihnen drei, obwohl wir hier natürlich viel mehr lesenswerte Bücher haben. Mit sehr großer Freude habe ich gerade den neuen Roman von Emily St. John Mandel beendet, die einigen bestimmt durch „Das Glashotel“ und die Serie „Station Eleven“ bekannt sein dürfte. „Das Meer der endlosen Ruhe“ erzählt auf fünf, sechs Ebenen von Leuten, die durch einen Fehler in der Zeit miteinander verbunden sind. Eine Figur aus dem 25. Jahrhundert will diesem Fehler per Zeitreise auf die Spur kommen. So ist alles wunderbar miteinander vernetzt und wirkt überraschend jetztzeitig. Sicher auch, weil ein großer Teil des Romans Pandemien behandelt. Der Roman ist fantastisch geschrieben – kluge, spannende Unterhaltung mit einem Schuss magischem Realismus – und großartig übersetzt. Diese junge kanadische Autorin müssen wir weiter auf dem Schirm haben.
Der zweite, den ich im Moment nahezu jedem empfehle, ist ein österreichischer Autor: Bastian Kresser. Sein Buch „Als mir die Welt gehörte“ ist im Braumüller-Verlag erschienen. Er erzählt die Geschichte von Viktor Lustig. Der muss der begnadetste Trickbetrüger des vorigen Jahrhunderts gewesen sein, wenn nicht sogar aller Zeiten. Er hat es geschafft, den Eiffelturm an einen Schrotthändler zu verkaufen. Nahezu im Alleingang brachte er das amerikanische Finanzsystem ins Wanken, weil er so perfekte Dollar gefälscht hat. Und nur um zu beweisen, dass er es kann, hat er auch Al Capone überlistet. Der Autor lässt ihn selbst erzählen. Was dieser Viktor Lustig sagt, ist natürlich höchst unzuverlässig, auch das macht den Spaß dieses elegant geschriebenen Romans mit aus.

