Gazakrieg

Im Wettstreit der Ausgrenzung: Literaten wollen israelische Institutionen boykottieren

Mehr als 1000 Unterzeichner hat ein Boykottaufruf gefunden, den das Palästinensische Literaturfestival gestartet hat. PEN Berlin reagiert: „Wir lehnen Kulturboykott ab.“

Die Booker-Preisträgerin Arundhati Roy gehört zu den prominenten Unterzeichnern des Aufrufs gegen Israel.
Die Booker-Preisträgerin Arundhati Roy gehört zu den prominenten Unterzeichnern des Aufrufs gegen Israel.Sanjeev Verma/Imago

Je länger die militärische Reaktion Israels auf die mörderischen Terrorangriffe der Hamas vom 7. Oktober 2023 dauert, desto deutlicher werden Proteste gegen das Vorgehen der israelischen Armee und Geheimdienste. Im Kulturbereich sind sie besonders auffällig, zumal Künstler und Intellektuelle besondere Möglichkeiten haben, sich Gehör zu verschaffen. So stehen auch Medien in der Verantwortung zu entscheiden, ob solche Wortmeldungen weiterverbreitet werden, wenn man über sie berichtet.

Am Montag wurde zum wiederholten Male ein Boykottaufruf gegen Israel veröffentlicht. Dieser ist schon deshalb kaum zu übersehen, weil er eine sehr große Zahl von Unterschriften trägt – mehr als 1000. Die Unterzeichner verpflichten sich, nicht mit kulturellen Einrichtungen in Israel zusammenzuarbeiten, die „sich an der Verletzung der Rechte der Palästinenser mitschuldig machen“. Es sind Schriftstellerinnen und Schriftsteller sowie in der Buchbranche Beschäftigte. Neben vielen, zu denen auch Google keine Auskunft weiß, stehen so klingende Namen wie die der Nobelpreisträger Annie Ernaux und Abdulrazak Gurnah auf der Liste, auch weitere ins Deutsche übersetzte Autorinnen und Autoren wie Percival Everett, Mary Gaitskill, Jhumpa Lahiri, Ben Lerner, Arundhati Roy, Jonathan Lethem und Ocean Vuong. Im Vorspann heißt es stolz: „Dies ist der größte Kulturboykott gegen israelische Kultureinrichtungen in der Geschichte.“ Als gäbe es einen Wettbewerb um weitreichende Ausgrenzung. Als wäre dies eine Errungenschaft.

Berliner Zeitung

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