Heimkehr

Wilhelm Buschs „Drei Räuber“ kommen überraschend zurück nach Hause ins Berliner Kupferstichkabinett

Die skurrile Moritat des deutschen Comic-Pioniers Wilhelm Busch war zu Kriegsende 1945 verschollen. Nun bekam das Kupferstichkabinett sie aus der Schweiz zurück. Ein Kunst-Krimi.

Das ist der wiedergewonnene Schatz für Berlin: Wilhelm Busch: „Die drei Räuber“ (aus: „Die kühne Müllerstochter“), 1868, schwarze Kreide auf Papier (vélin).
Das ist der wiedergewonnene Schatz für Berlin: Wilhelm Busch: „Die drei Räuber“ (aus: „Die kühne Müllerstochter“), 1868, schwarze Kreide auf Papier (vélin).Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett/Antje Penz

Wer kennt und mag sie nicht, die humorigen Bild-Geschichten des deutschen Comic-Pioniers Wilhelm Busch (1832–1908): „Max und Moritz“, „Fipps, der Affe“, „Die fromme Helene“, „Plisch und Plum“, „Hans Huckebein, der Unglücksrabe“ und wie sie alle heißen.

Das Blatt „Die drei Räuber“ zu Buschs Versen von der „Kühnen Müllerstochter“ gehörte einst dem Berliner Kupferstichkabinett. In den Wirren zu Kriegsende 1945 verschwand es, galt seitdem als verschollen. Doch kürzlich, nach 80 Jahren, tauchte die Zeichnung im Schweizer Kunsthandel auf. Das Auktionshaus Koller in Zürich hatte eine Privatsammlung aus Winterthur zur Versteigerung eingeliefert bekommen. Bei Nachforschungen stellte der zuständige Experte, Franz-Carl Diegelmann, fest, dass es sich bei einem Blatt um eine echtes Busch-Werk handelt.

Über den Dieb von Buschs Zeichnung kann man heute nur noch spekulieren

Er informierte die Berliner Museumsleute, und als diese die Provenienz bestätigten, sprach das Auktionshaus-Team mit der Besitzerin. Sie war umstandslos bereit, die Zeichnung dem Kupferstichkabinett zu übergeben, als Schenkung. Wie das Blatt dereinst in ihre ererbte Sammlung gelangt war, ist nicht bekannt. 1945 war die Zeichnung zusammen mit anderen Werken in den Reichsbanktiefkeller ausgelagert worden, von wo aus sie spurlos verschwand. Über den Dieb kann man heute nur noch spekulieren. Belegt ist, dass das Berliner Kupferstichkabinett 1909 diese und weitere Zeichnungen direkt bei Buschs Nachfahren für eine Ausstellung des Vereins der Berliner Künstler erworben hatte.

Buschs gezeichnete Moritat ist das zweite Blatt der insgesamt elfteiligen Folge einer schauerlichen Begebenheit. Im Text heißt es: „Da schleichen drei Räuber wild und stumm / – Husch, husch! pist, pist! – ums Haus herum.“ Aber die angstlose Müllerstochter bemerkt die nächtlichen Einbrecher und weiß sich zu wehren. Auf dem letzten Bild wird im Text Resümee gezogen: „So starben die drei ganz unverhofft. / O, Jüngling! da schau her!!! / So bringt ein einzig Mädchen oft / Drei Männer in’s Malheur!!!!“

Und die Moral von der Geschicht: Oft kommt es anders als gedacht: Nicht die überfallene Müllerstochter ist das Opfer, sondern am Ende sind die Räuber tot. Ende gut, alles gut: Das Berliner Museum hat seinen Busch zurück und wie meinte dieser unvergessliche Humorist doch sarkastisch: „Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, was man lässt.“