Kommentar

Kommentar - Der Gelbhaar-Bericht und das verstörende Verständnis von Transparenz beim RBB

Ende Januar gab der Sender eine Untersuchung zum Fall Gelbhaar in Auftrag, jetzt veröffentlicht er Auszüge daraus. Ein internes Schreiben zeigt, wie schwer er sich damit tat. Ein Kommentar.

Einer der größten Medienskandale der BRD: Der Fall Gelbhaar beim RBB
Einer der größten Medienskandale der BRD: Der Fall Gelbhaar beim RBBCollage: Uros Pajovic/Berliner Zeitung

Es ist eine Abrechnung, ein Offenbarungseid. Anders kann man es nicht nennen, was der Bericht der Beratungsfirma Deloitte im Fall Stefan Gelbhaar offenlegt. Eine Zusammenfassung davon hat der RBB an diesem Donnerstag veröffentlicht. Besonders für den ehemaligen Chefredakteur David Biesinger fällt das Urteil vernichtend aus: Er habe sich nur „rudimentär“ über die Recherche informiert, ein ungeeignetes Team dafür eingesetzt, eine Mitarbeiterin bloßgestellt, die eigene Verantwortung „delegiert“.

Der Fall dürfte zu den größten Medienskandalen in der Geschichte der Bundesrepublik gehören. In einer Reihe mit Relotius und den gefälschten Hitler-Tagebüchern. An Silvester hatte die RBB-Abendschau über schwere Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Bundestagsabgeordneten Gelbhaar berichtet, die sich kurz darauf als falsch herausstellten. Der Sender hatte sich fast ausschließlich auf die Aussagen einer angeblichen Zeugin namens Anne K. gestützt, die behauptete, von Gelbhaar belästigt worden zu sein. Doch Anne K. existierte überhaupt nicht. Mutmaßlich war sie eine Erfindung der Grünen-Politikerin Shirin Kreße.

Berliner Zeitung

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