Es ist eine Abrechnung, ein Offenbarungseid. Anders kann man es nicht nennen, was der Bericht der Beratungsfirma Deloitte im Fall Stefan Gelbhaar offenlegt. Eine Zusammenfassung davon hat der RBB an diesem Donnerstag veröffentlicht. Besonders für den ehemaligen Chefredakteur David Biesinger fällt das Urteil vernichtend aus: Er habe sich nur „rudimentär“ über die Recherche informiert, ein ungeeignetes Team dafür eingesetzt, eine Mitarbeiterin bloßgestellt, die eigene Verantwortung „delegiert“.
Der Fall dürfte zu den größten Medienskandalen in der Geschichte der Bundesrepublik gehören. In einer Reihe mit Relotius und den gefälschten Hitler-Tagebüchern. An Silvester hatte die RBB-Abendschau über schwere Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Bundestagsabgeordneten Gelbhaar berichtet, die sich kurz darauf als falsch herausstellten. Der Sender hatte sich fast ausschließlich auf die Aussagen einer angeblichen Zeugin namens Anne K. gestützt, die behauptete, von Gelbhaar belästigt worden zu sein. Doch Anne K. existierte überhaupt nicht. Mutmaßlich war sie eine Erfindung der Grünen-Politikerin Shirin Kreße.

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