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Knochenbrüche und Sonnenallergie: Die Vampirkomödie „Day Shift“ auf Netflix

Ganz schön blutig, aber nicht sehr lustig: Jamie Foxx jagt in Los Angeles untote Immobilienmakler und Drogenhändler.

Auf Vampirjagd unter der sengenden Sonne Kaliforniens: Bud Jablonski (Jamie Fox, l.) und Big John (Snoop Dogg).
Auf Vampirjagd unter der sengenden Sonne Kaliforniens: Bud Jablonski (Jamie Fox, l.) und Big John (Snoop Dogg).Netflix/Andrew Cooper

Das Reich der Untoten wurde in den vergangenen 27 Jahren seit Quentin Tarantinos eklektischer Gangsterkomödie „From Dusk Till Dawn“ ordentlich aufgemöbelt. Vorbei die Zeiten als Zombies noch wie bei George A. Romero unbeholfen durchs Bild stolperten und Vampire in albernen Umhängen auf der Suche nach dem Blut einer schönen Maid ängstlich das Sonnenlicht mieden.

Martial-Arts-Schlachteplatte

Beide Genres wurden unter Zuhilfenahme von viel harter Gewalt und Geschwindigkeit den veränderten Zuschauerwünschen angepasst, ab und an gibt es einen Rückfall in die Romantik fürs Teenagerpublikum wie beispielsweise mit der „Biss zum Morgengrauen“-Trilogie.

Ansonsten befinden sich die Wiedergänger im Kino und den Streamingdiensten mittlerweile in einem brutalen Dauersprint nach Opfern und agieren so sadistisch wie bei Takashi Miike. Jüngstes Beispiel: der schwer zu ertragenden Schocker „The Sadness“ (Taiwan, 2021), der im vergangenen Jahr in Locarno lief und aktuell bei Amazon Prime zu sehen ist. Und dann sind da natürlich auch noch die Komödien, die sich dem Thema annehmen wie etwa „Shaun of the Dead“ oder „What we do in the Shadows“, vom Polanski-Klassiker „Tanz der Vampire“ ganz zu schweigen.

Eine ähnliche Idee hatten die Macher von „Day Shift“ mit Jamie Foxx in der Hauptrolle. Er spielt Bud Jablonski, der als Poolreiniger in Los Angeles lebt, doch sein Arbeitsoverall ist nur Tarnung. Tatsächlich ist Jablonski ein Vampirjäger, der sich sein mageres Gehalt mit dem Verkauf von deren Eckzähnen aufbessert, wenn er nicht gerade versucht, seine geschiedene Frau davon abzuhalten, mit der gemeinsamen Tochter nach Florida umzuziehen.

Mehr muss man aber auch gar nicht wissen, denn die 90 Minuten sind genau genommen nichts anderes als eine knallige, manchmal ganz lustige Abfolge von Schlachteplatten in Martial-Arts-Manier, wobei es sicherlich für einen Vampir ohnehin nichts Unangenehmeres gibt als unter der dauersengenden Sonne Kaliforniens nach Opfern zu suchen.

Von allem ein bisschen

In J.J. Perrys „Day Shift“ haben sich die Blutsauger daher eine Ersatztätigkeit als Drogendealer und Immobilienmakler gesucht, was ein ganz hübscher Twist ist, der leider in der stakkatohaften Abfolge von rollenden Köpfen, brechenden Knochen und Gewehrsalven untergeht. Genau so wie der Film aus der Ähnlichkeit der unterschiedlichen Vampirclans zu der realen Gang-Plage der Stadt in den 90ern keinen kreativen Nutzen zu  ziehen weiß, außer eine Art von Hierarchie in den Vampirfamilien anzudeuten. Das Thema hat aber bereits die „Blade“-Trilogie mit Wesley Snipes ausgiebig abgehandelt.

Überhaupt ist von allem ein bisschen was dabei und wird großzügig verwurstet: Der erwähnte „From Dusk Till Dawn“ ebenso wie der Polarkreis-Schocker „30 Days of Night“, zudem die Komödie „Men in Black“ und der immer noch wunderbare „The Big Lebowski“. Das Ganze wird untermalt von einem dröhnenden Soundtrack, mal gut ausgewählt mit 90er-Jahre-HipHop von Bodycount und Wu-Tang-Clan, mal mit breitbeinigem Gitarren-Sound.

In einer Nebenrolle glänzt zudem der mittlerweile elegant zur eigenen Karikatur zusammengekiffte Snoop Dogg, der seinem HipHop-Rentnerdasein mit Nebenrollen in Filmen wie diesem etwas Abwechslung verschafft. Dass das Ganze nicht komplett belanglos wird, verdankt „Day Shift“ seinem unglaublichen Drive, wie ihn eben meist nur amerikanische Produktionen hinbekommen. Man kann den Film genüsslich konsumieren, wenn man ein wenig erschöpft und müde vom Tag ist. Wenn man dabei einschläft, ist es aber auch kein Verlust.

Wertung: 2 von 5 Punkten

„Day Shift“, Spielfilm, 113 Minuten, Netflix