Berlinale-Preisträger

Nach Gefängnisaufenthalt und Hungerstreik: Jafar Panahi hat Iran verlassen

Nach seiner Haftentlassung vor knapp drei Monaten ist der iranische Regisseur zum ersten Mal seit 14 Jahren aus seinem Heimatland ausgereist.

Der Regisseur Jafar Panahi 2010 in Teheran
Der Regisseur Jafar Panahi 2010 in TeheranAFP

Noch im Februar musste man um Jafar Panahis Leben fürchten. Knapp sieben Monate nachdem der Regisseur in Teheran festgenommen wurde, als er sich nach seinen inhaftierten Kollegen Mohammad Rasoulof und Mostafa Al-Ahmad erkundigen wollte, trat er im Gefängnis in einen Hungerstreik. Kurz darauf wurde er überraschend freigelassen und er hat nun zum ersten Mal seit 14 Jahren Iran verlassen.

Seine Frau postete bei Instagram ein Foto von den beiden am Flughafen. Das Ehepaar ist zu seiner Tochter nach Frankreich gereist, wie Panahis Anwalt Saleh Nikbacht am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP mitteilte. Wie lange Panahi dort bleiben wird, ließ der Anwalt offen.

Panahis Geschichte mit der iranischen Justiz ist komplex. Im Jahr 2010 wurde er wegen vermeintlicher „Propaganda gegen das Regime“ zu einer sechsjährigen Haftstrafe und einem 20-jährigen Berufsverbot verurteilt. Das Urteil wurde allerdings nie vollstreckt. Panahi drehte weiter Filme, die auch bei internationalen Festivals gezeigt wurden.

Panahis Anwalt geht davon aus, dass keine Verfahren mehr gegen ihn laufen

„Nach dem Gesetz, wegen dem ich damals verhaftet wurde, verjähren solche Strafen nach zehn Jahren der Nichtvollstreckung und sind danach nicht mehr vollstreckbar. Deshalb glich diese Verhaftung eher einem Banditentum und einer Geiselnahme als der Vollstreckung eines Gerichtsurteils“, schrieb Panahi im Februar in einem Statement über die Umstände seiner Festnahme. Der Regisseur litt nach Angaben seines Anwalts bereits vor seiner Inhaftierung unter gesundheitlichen Problemen und zog sich im Gefängnis eine schwere Hautkrankheit zu.

„Nachdem er seine Strafe verbüßt hat, hat Herr Panahi die Genehmigung erhalten, das Land zu verlassen, und seinen Pass bekommen“, erklärte sein Anwalt nun. Seines Wissens liefen gegen Panahi keine Verfahren mehr.

Panahi zählt zu den bekanntesten iranischen Filmemachern. Beim Filmfestival in Venedig im Jahr 2000 hat er den Goldenen Löwen für „Der Kreis“ erhalten. 2011 konnte er seinen Platz in der Berlinale-Jury nicht ausfüllen, weil er an der Ausreise gehindert wurde. Mit seinem heimlich gedrehten Film „Taxi Teheran“ gewann er 2015 den Goldenen Bären, durfte aber auch diesmal nicht zur Preisverleihung nach Berlin reisen.

2018 wurde sein Film „Drei Gesichter“ in Cannes mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Während seiner Haft gewann er im vergangenen Jahr beim Filmfestival in Venedig für seinen erneut heimlich gedrehten Film „Keine Bären“ den Spezialpreis der Jury.