Kino

Oscar-Gewinner Brendan Fraser in Berlin: „Ihr lebt in einer aufregenden Stadt“

Zur deutschen Premiere von „The Whale“ war der Schauspieler zu Gast im Kino International. Ein Auftritt, der sympathischer nicht hätte sein können. 

Brendan Fraser neben dem Moderator Steven Gätjen im Kino International
Brendan Fraser neben dem Moderator Steven Gätjen im Kino InternationalSebastian Gabsch/Plaion Pictures

Brendan Fraser sieht immer ganz aufgeregt aus. Wenn er grinst, bleiben die Augen groß, manchmal blinzeln sie lange gar nicht, dann plötzlich im Stakkato.

So auch am Dienstagabend in Berlin, als der Schauspieler auf der Bühne im Kino International das Publikum mit „Guten Abend, Freunde“ begrüßte. Er war angereist, um den Film „The Whale“ zu präsentieren – für seine Rolle als Charly, einen fast 300 Kilo schweren Englischlehrer, der nach dem Selbstmord seines Partners die Kontrolle über sein Essverhalten verloren hat, gewann er in diesem Jahr seinen ersten Oscar.

So schwer wie Charlie, wenn dieser zum Beispiel versucht, sein Handy vom Boden aufzuheben, fiel Fraser das Atmen in seiner Dankesrede in Los Angeles, die insbesondere an den Regisseur Darren Aronofsky gerichtet war, der ihm einen „kreativen Rettungsring“ zugeworfen habe.

Fraser wirft dem ehemaligen Präsidenten der Hollywood Foreign Press sexuelle Belästigung vor

Ähnlich wie im Fall von Mickey Rourke, den der amerikanische Regisseur 2008 für „The Wrestler“ nach Jahren im Abseits auf das Radar der Oscar-Academy zurückholte, markierte die Rolle in „The Whale“ auch für Fraser ein triumphales Comeback. Warum sich der Schauspieler, der in den 1990er-Jahren mit Publikumserfolgen wie „George – Der aus dem Dschungel kam“ oder „Die Mumie“ berühmt wurde, für viele Jahre aus Hollywood zurückzog, erklärte er im Jahr 2018. Philip Berk, damals Präsident der Hollywood Foreign Press, die die Golden Globes vergibt, habe ihn 2003 sexuell belästigt, was ihn, in Kombination mit gesundheitlichen Problemen und der Scheidung von seiner Frau, in eine tiefe Depression gestürzt habe. Berk bestritt die Vorwürfe.

Mit „The Whale“ hoffe er nun, beim Publikum einen Gedankenprozess in Gang zu bringen, über die Art und Weise, wie Menschen einander jenseits ihrer äußeren Erscheinung betrachten. Den Begriff „Fatsuit“ verwende er für sein prothetisches Kostüm im Film nicht, da dieser gesellschaftliche Vorurteile verstärke. Nach dem Filmstart war in den USA ein Anstieg in der Zahl der übergewichtigen Menschen zu vermerken, die sich Hilfe suchten.

Auf die Frage des Moderators Steven Gätjen, welche Rolle Fraser in dem kommenden Film „Brothers“ in „dem Dreier“ mit Peter Dinklage und Josh Brolin spiele, kicherte dieser nur: „Ich merke, dass wir hier in Berlin sind“.

Brendan Fraser am Dienstagabend auf dem Weg ins Kino
Brendan Fraser am Dienstagabend auf dem Weg ins KinoSebastian Gabsch / Plaion Pictures

Zuletzt war der Schauspieler 2008 anlässlich der Premiere des Films „Tintenherz“ in der Stadt. Wie die Autorin Cornelia Funke in der Vergangenheit preisgab, lehnte sie eine zentrale Figur ihrer Romanreihe an Fraser an und schickte ihm schließlich ein englisches Exemplar von „Tintenherz“ mit persönlicher Widmung zu. Jahre später übernahm er dann tatsächlich die Rolle der Figur Mo in der gleichnamigen Romanverfilmung.

Ob Fraser sich angesichts der Rückkehr von Indiana Jones im Sommer auch vorstellen könnte, noch mal in die Rolle des Archäologen Rick O’Connell aus „Die Mumie“ zu schlüpfen, wollte Gätjen noch wissen. Der Schauspieler schließt es nicht aus. Er würde allerdings auch gerne mal einen Film in Berlin drehen: „Ihr lebt in einer aufregenden Stadt, in der viele großartige Filme entstanden sind. Die Branche hat den deutschen Filmemachern eine Menge zu verdanken.“