Hollywood

Netflix, Disney und Co. betroffen: Hollywood-Autoren treten in Streik

Gespräche mit den Filmstudios und Streaming-Anbietern verliefen ohne Erfolg, nun streiken die US-amerikanischen Drehbuchautoren. Welche Folgen hat das?

In Hollywood werden voraussichtlich ab dieser Woche diverse Produktionen pausieren.
In Hollywood werden voraussichtlich ab dieser Woche diverse Produktionen pausieren.Stefani Reynolds/AFP

In Hollywood hat die Gewerkschaft der Drehbuchautoren nach erfolglosen Verhandlungen über bessere Arbeitsbedingungen einen Streik ausgerufen. Der Arbeitskampf habe am Dienstag um 00.01 Uhr begonnen, teilte die in Los Angeles ansässige Gewerkschaft Writers Guild of America (WGA) am späten Montagabend (Ortszeit) auf Twitter mit. Die Entscheidung sei nach sechswöchigen Verhandlungen mit mehreren US-amerikanischen Streaming-Anbietern wie Amazon, Netflix, Disney, Paramount und NBC getroffen worden. Der Streik könnte nun viele Film- und Fernsehprojekte in Hollywood lahmlegen.

„Alle Autoren wissen: Die Firmen haben diese Branche zerstört. Sie haben so viel von genau den Menschen genommen, die sie reich gemacht haben“, sagte der Gewerkschaftsvorstand am Montagabend. Zwar habe der Verhandlungsausschuss den Prozess mit der Absicht begonnen, eine faire Vereinbarung zu erzielen, hieß es. Die Antworten der Studios seien jedoch „angesichts der existenziellen Krise, mit der unsere Autoren konfrontiert sind, völlig unzureichend“ gewesen. „Wir hatten gehofft, mithilfe von Gesprächen zu einer Lösung zu kommen. Nun werden wir kämpfen. Für unsere Gegenwart und unsere Zukunft, man hat uns keine andere Möglichkeit gelassen.“

Der letzte Streik dauerte 100 Tage

Die Autoren-Gewerkschaft verhandelt seit Mitte März mit den Film- und Fernsehproduzenten (Alliance of Motion Picture and Television Producers) über einen neuen Vertrag. Die Schreiber fordern unter anderem Gehaltserhöhungen, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Zuschüsse für die Kranken- und Altersversorgung. In einer Urabstimmung Mitte April hatten die Mitglieder mit einer überwältigenden Mehrheit von knapp 98 Prozent für einen Streik gestimmt, sollten die Verhandlungen bis zum 1. Mai kein Ergebnis bringen.

Zuletzt hatte der Autorenverband im Jahr 2017 mit einem Streik gedroht. Nach wochenlangen Verhandlungen zwischen beiden Parteien kam es dann im letzten Moment zu einer Einigung über einen neuen Vertrag. Zwischen 2007 und 2008 waren die Schreiber gar 100 Tage lang in den Ausstand gegangen. Der Streik legte Hollywood nahezu lahm: Die Dreharbeiten zu mehr als 60 TV-Shows wurden eingestellt, Filmprojekte wurden verschoben, Gala-Shows abgesagt. Der finanzielle Verlust für die Unterhaltungsbranche wurde damals auf Hunderte Millionen Dollar geschätzt.

Während internationale Kunden der Streaming-Dienste die Auswirkungen des Streiks erst mit einiger Verzögerung spüren werden, ergeben sich im US-amerikanischen Fernsehen schon ab dieser Woche Lücken im Programm. Die tagesaktuellen Late-Night-Shows müssen die Produktion mit sofortiger Wirkung einstellen. Die Moderatoren Seth Myers und Jimmy Fallon erklärten sich im Vorfeld solidarisch mit den Autoren.