Berlin ist nicht Köln und der Osten nicht der Westen – eine Binsenweisheit, die man als kultursensibel agierender Zeitgenosse eigentlich verinnerlicht haben sollte. Doch wenn Jan Böhmermann dieser Tage im Berliner Haus der Kulturen der Welt auftritt, offenbart sich ein Phänomen, das symptomatisch für eine größere demokratische Schieflage steht: Die systematische Alimentierung eines Minderheitendiskurses durch Gebühren- und nun offenbar auch Steuergelder. Dieses Spannungsfeld befeuert die Kritik an Jan Böhmermann und am System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks insgesamt.
Böhmermann, ein „Besserwessi 2.0“? Der ursprüngliche Begriff steht sinnbildlich für jene westdeutsche Haltung, die sich durch moralische Überlegenheit und missionarischen Eifer gegenüber dem Osten auszeichnet, einer unverstandenen und eben vom Westen missverstandenen Minderheit. Nun setzt sich das Phänomen im digitalen Zeitalter fort.
Der Besserwessi 2.0 steht für das falsche Selbstbewusstsein eines digitalen Soziotops, dessen Akteure sich in sozialen Medien ebenso zuhause fühlen wie in öffentlich-rechtlichen Studios, überzeugt, auf der richtigen Seite zu stehen.

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