Paris wird Berlin manchmal als leuchtendes Vorbild in Sachen Verkehrswende unter die Nase gerieben. Die seit 2014 amtierende Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat in ihrer bisherigen Amtszeit 1000 Kilometer Radwege anlegen lassen. Dagegen wirkt Berlin mit seinen paar hundert Kilometern wie eine lahme Ente.
Als Tourist kann man in Frankreichs Hauptstadt sehr einfach am Radverkehr teilnehmen, denn es stehen wirklich an jeder Ecke Leihräder herum. Einer der großen Anbieter heißt Vélib, in dem Namen steckt das Wort vélo, französisch für Fahrrad und das Wort liberté, also Freiheit aus dem Wahlspruch der französischen Republik Liberté, Égalité, Fraternité – Freiheit Gleichheit, Brüderlichkeit, der auf den Losungen der Französischen Revolution fußt.
Das sprach mich eher an als Uber, Lime und so weiter. Und so konnte ich die neue Fahrradstadt Paris selbst ausprobieren. Wenn man auf dem Rad sitzt, fühlt man sich gleich ein wenig mehr dazugehörig, vielleicht, weil man vor der Einführung des Leihrads eines besitzen musste, um sich auf diese Weise fortzubewegen. Auch die Pariser scheinen gern auf das Leihrad zurückzugreifen, statt sich selbst eines anzuschaffen. Sie haben auch ein informelles Meldesystem erfunden, um anzuzeigen, dass ein Rad nicht mehr funktionstüchtig ist. Sie drehen einfach den Sattel um, wie mir ein junger Mann an meiner ersten Ausleihstation erklärte. Voilà.
Und wie ist es nun auf dem Fahrrad in Paris? Anne Hidalgo wird nicht müde zu erklären, sie habe sich bei der Förderung des Radverkehrs in ihrer Stadt von Kopenhagen inspirieren lassen. Aber ehrlich gesagt ist Paris weit entfernt davon, so sichere und leicht zu navigierende Radwege anzubieten wie die Dänemarks Hauptstadt. Es geht zu viel durcheinander.


