Ich saß vorm Capri in Neuenheim, als ich mit einem gegenüber Berlin gehegten Vorurteil brechen musste. Das Capri ist ein alteingesessenes Eiscafé in diesem Heidelberger Stadtteil, der in den vergangenen zwei Jahrzehnten gentrifiziert worden ist. Ich leckte an meinen Kugeln Bronte-Pistazie und Feige-Ricotta, als ich Zeugin mehrerer Beinahe-Unfälle wurde.
Ein älterer Herr, der die Ampel bei Grün überquerte, wurde fast von einem Fahrradfahrer umgefahren, der von der anderen Straßenseite kommend unerlaubterweise auf den Radweg gegenüber gefahren war, um sogleich links in die Ladenburger Straße einbiegen zu können. Ein Blitzmanöver, das ihm die Wartezeit an der für ihn auf Rot stehenden Ampel ersparen sollte, das aber auch dazu geführt hatte, dass er den Fußgänger nicht beachtet hatte. Dieser schimpfte.
Als die Ampel für die Autos wieder auf Grün sprang, bogen zwei von ihnen nach links in die bewusste Ladenburger Straße ab, was verboten ist. Zwar ist die Ladenburger eine Einbahnstraße, für Radfahrer ist sie aber freigegeben. Beide falsch abbiegenden Autos zwangen die nichts ahnend aus der Straße kommenden Radfahrer zu riskanten Ausweichmanövern. Das hätte auch schiefgehen können.
Bemerkenswert war auch der falsch herum durch eine kleine Einbahnstraße fahrende Autofahrer im Stadtteil Handschuhsheim, der mir – ebenfalls im Auto – dankend zuwinkte, als ich ihm der Regel rechts vor links folgend, ohne weiter nachzudenken, die Vorfahrt ließ, obwohl er von da ja gar nicht hätte kommen dürfen.
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Ich hatte geglaubt, dass in Heidelberg alles in geordneten Bahnen verläuft
Ich war jedenfalls beschämt, hatte ich bis dahin doch geglaubt, dass mein Berlin die Hauptstadt der Verkehrsrowdys und -regelbrecher ist, während anderswo, vor allem natürlich in meinem schönen Heimatstädtchen, alles in geordneten Bahnen verläuft.


