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Hier müssen Sie am Wochenende hin: Die Kulturtipps der Redaktion

Diese Woche können Sie sich in einen Trümmerberg bohren, den ersten und den zweiten Frühling mit Blüten und Literatur feiern und Möhrenflöten schnitzen.

Uroš Pajović / BLZ

Archäologisches Theater, bohrende Kunst

Jeder Schritt in Berlin ist auf Geschichte gesetzt. Selbst dort, wo es grün ist. Gras ist zum Beispiel über die Ruinen gewachsen, die der Krieg in Moabit nahe dem Berliner Hauptbahnhof und dem Regierungsviertel hinterlassen hat. Dort erheben sich heute zwei über 50 Meter hohe Trümmerberge, die auch gleich die angrenzenden Militärkasernen der Wehrmacht verschluckt haben. Wo heute im Stadtplan nur ein Rodelberg ausgewiesen ist, haben sich Spuren von Leben und Geschichte abgelagert.

Ein Pinguin markiert die Stelle auf dem Trümmerberg in Moabit, an der die Bodenprobe entnommen wird
Ein Pinguin markiert die Stelle auf dem Trümmerberg in Moabit, an der die Bodenprobe entnommen wirdUrban Mining

Hier hat der Theatermacher Uwe Gössel mit einem Künstlerkollektiv für „Urban Mining Moabit“ seinen schon vielerorts ausprobierten Recherchebohrer angesetzt, hineingejagt und mit fetter Beute wieder herausgezogen. Aus archäologischen Bodenproben, recherchierten Fakten sowie mündlichen Schilderungen von Zeitgenossen setzt sich eine ortsbezogene, tief in die Geschichte ausgreifende Erkundung zusammen, die mit performativen und bildnerischen Mitteln verbreitet wird. Die Installation wird am Wochenende mit einem Impuls von Adrienne Göhler eröffnet. Es gibt Filme, Objekte und Funde zu sehen, viel zu lesen, Interventionen zu erleben. Manchmal ist es gut, abzutauchen, um herauszufinden, wo man ist. Ulrich Seidler

Urban Mining Moabit – Bodenproben Trümmerberge Freitag, 18 Uhr Eröffnung, 19 Uhr Impuls von Adrienne Goehler anschl. Performative Intervention Samstag, 16 – 23 Uhr Ausstellung und Film, 20 Uhr Performative Intervention, 7.5. 16 – 19 Uhr Ausstellung und Film Ort: Projektraum Kurt-Kurt, Lübecker Str. 13, weitere Infos unter www.bodenproben.org


Blüten, Blumen, Workshops: Das Berliner Frühlingsfest

Das Berliner Frühlingsfest, das jährlich unter freiem Himmel in der sogenannten Domӓne Dahlem stattfindet, feiert den Beginn der Berliner Draußen-Saison. Und bietet ein sprichwörtlich sprießendes Programm, von Live-Musik über Tierpflege-Vorträge bis Kunsthandwerk. Wer will, kann hier Setzlinge und Samen für Balkon und hauseigenen Garten erwerben. Und sich ganz nebenbei Tipps und Tricks zum Anbau beziehungsweise zur Pflege mitgeben lassen. Im Angebot sind beispielsweise Workshops zu Fragen, wie man ein Gesteck zusammenbindet oder recourssenschonend Gewächs anbaut. 

Frühling in Berlin unter Kirschblüten
Frühling in Berlin unter Kirschblütenwww.imago-images.de

Für Kinder und für junggebliebene Erwachsene gibt es neben Ponyreiten dann auch noch Vorführungen im sogenannten Galli-Theater. Das Ganze kostet (für Kinder) gar nichts, für Erwachsene nur 3,50 Euro. Am kommenden Sonnabend und Sonntag, den 6. und 7. Mai, von 10-18 Uhr. Hanno Hauenstein

Frühlingsfest im Culinarium Domäne Dahlem, Königin-Luise-Straße 49, 14195 Berlin. Volles Programm hier – Online-Tickets: hier.


Künstler zeigen ihre Arbeit im und am Schloss Wiepersdorf

Das Wetter könnte schön sein am Sonntag, die Mitarbeiter des Künstlerhauses Schloss Wiepersdorf sind vermutlich seit Tagen mit Daumendrücken beschäftigt. Am Sonntag wird dort, anderthalb Autostunden vom Alexanderplatz entfernt, das Frühlingsfest gefeiert. In Lesungen, Performances, Konzerten und Ausstellungen präsentieren sich bisherige und gegenwärtige Stipendiaten. Es liest zum Beispiel die Autorin Nellja Veremej, die in der Sowjetunion geboren ist und seit dreißig Jahren in Berlin lebt. Sie schreibt auf Deutsch, erfuhr viel Beachtung für ihre ersten zwei Romane und brachte zuletzt ein Buch über den Berliner Alexanderplatz heraus. Aus Moskau stammt der 33-jährige Ilya Danishevsky, der gerade ein Stipendium in Wiepersdorf hat. Im April erschien bei Ciconia Ciconia sein Roman „Mannelig in Ketten“, in dem Liebe und Gewalt aufeinandertreffen. Die Dichterin Maria Stepanova sagt über ihn: „Danishevsky arbeitet mit dem, was verboten ist.“

Schloss Wiepersdorf, ein Künstlerort mit Geschichte
Schloss Wiepersdorf, ein Künstlerort mit GeschichteImago

Der Comiczeichner Nino Bulling, zuletzt auf der Documenta fifteen vertreten, spricht über seine Arbeit, die Gender- und Klimafragen in ungewöhnliche Form bringt, die Malerin Rose Vöhringer stellt aus, es werden Stücke der litauischen Komponistin Justina Repečkaitė zu hören sein, und das Ensemble Volkstata führt sein Superhelden-Oratorium „Renate und die Ameisenmenschen“ auf. Und man kann durch Schloss und Garten spazieren, wo vor 200 Jahren Bettina und Achim von Arnim lebten, wo auch Anna Seghers und Christa Wolf einst arbeiteten. Cornelia Geißler

Frühlingsfest in Wiepersdorf, Sonntag, 7. Mai 2023, 14-18 Uhr. Für Reisende mit öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es einen Shuttle vom Bahnhof Jüterbog. Informationen unter schloss-wiepersdorf.de


Ein Festtag für Alte Musik in der Villa Elisabeth

Capella de la Torre
Capella de la TorreCapella de la Torre/ Eichhorst

Die Vereinigung Alte Musik Berlin gibt es seit 2012, sie ist die einzige ihrer Art. Am 6. Mai lädt sie zu 14 Kurz-Konzerten mit hochkarätigen Berliner Ensembles in die Villa Elisabeth, dem Gemeindehaus der Schinkel-Kirche St. Elisabeth ein. Es gibt vielfältige Angebote, auch für Kinder und Familien, so kann man mit Roland Wilson Möhrenflöten schnitzen. Instrumente werden vorgestellt, darunter Lauteninstrumente, die Drehleier, die Harfe. Aber auch Instrumente, von denen man noch nie gehört hat: der Zink etwa, der mehrere Jahrhunderte lang eines der wichtigsten Instrumente gewesen ist, oder der Großbasspommer, eine Bass-Schalmei aus dem 15. Jahrhundert. Dazu gibt es Raum für Gespräche mit den Musikerinnen und Musikern bei Kaffee und Kuchen. Es spielen etwa die Capella de la Torre, das Aurum Ensemble Berlin, die Lautten Compagney Berlin und Titans Rising, um nur ein paar zu nennen. Susanne Lenz

Festtag Alte Musik Villa Elisabeth, Invalidenstr. 4A. Auf der Webseite workshops.alte-musik-berlin.de finden Sie das Gesamtprogramm. Die Tickets gibt es hier.


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