7.30 Uhr, los ging’s! Pünktlich um halb acht kam der Bus und damit begann die schönste Zeit meiner Ferien: drei Wochen Sommerlager in einem Wald in der Nähe meiner Heimstadt.
Morgens mit dem Bus hin, abends zurück und dazwischen lagen herrliche Stunden mit 300 anderen Kindern und ein paar Dutzend 70er-Jahre-Hippies in Schlaghosen und Batikfummeln, die die Kirche als Betreuer für diese Art der pädagogisch wertvollen Stadtrandnaherholung engagiert hatte und die genau wussten, dass nichts schlimmer ist als ein Kind, das sich langweilt. Dementsprechend waren die Tage durchgetaktet mit einem straffen Unterhaltungsprogramm für Heranwachsende zwischen sechs und zwölf Jahren, ganz im Sinne der Erziehungsideale jenes Jahrzehnts, viel Laissez-faire, wenig Verbote.
Ich verbrachte die Sommertage damit, Leintücher zu batiken, zu basteln, Makramee-Eulen zu knüpfen, Staudämme zu bauen oder schiefe Vasen und Aschenbecher zu töpfern. Wir lagen auf der Wiese, schaukelten oder hingen an Klettergerüsten, besuchten Freibäder und Zoos. Es war immer was los, selbst das furchtbar zerkochte Essen und der kalte Früchtetee aus riesigen Blechkannen trübten meine Laune nicht im Geringsten.
Eine Wespe hatte mich im Freibad in die Lippe gestochen
Abends ging es mit dem Bus wieder heim, der gebeutelte Fahrer verteilte die überdrehte und sonnenverbrannte Kinderschar auf die umliegenden Dörfer und schmiss auch mich und ein paar andere an der richtigen Haltestelle raus, an der meine Mutter mich in Empfang nahm.
Einmal erkannte sie mich nicht, eine Wespe hatte mich im Freibad in die Lippe gestochen, was meinen Mund grotesk anschwellen ließ. Ein anderes Mal wollte sie mich übersehen, als ich ihr schon von weitem zujubelte, dass ich mir in die Hose gemacht hätte. Aber was sollte ich tun? Ich hatte eine 60-Stunden-Spaßwoche, da blieb keine Zeit für kompliziertere Toilettengänge.


