„Du siehst müde aus, Darling“, sagte Angelo. Ludwig nickte. Er roch eine leichte Fahne unter Angelos Parfüm. Champagner, dachte Ludwig. Weihnachtspiccolöchen. Er sah auf Angelos dunkelrot lackierte Fingernägel, die das Schwämmchen mit dem Make-up hielten, das sich langsam seinem Gesicht näherte. Ludwig schloss die Augen. Er atmete Angelos Duft ein. Molecule und Moët. Der Geruch des Maskenbildners. Klang wie ein französischer Arthouse-Film mit Charles Aznavour, dachte Ludwig. – For me, formidable.
Natürlich sah er müde aus. Er war um halb vier Uhr morgens aufgestanden, noch nicht nüchtern von den Schnäpsen, die er bis um eins gegen den Schmerz getrunken hatte. Vormittags hatte er noch eine halbe Stunde geschlafen. Doktor Hecht-Kurzschlaf hatten sie das im Studium genannt. Max jedenfalls hatte es so genannt. Doktor Hecht war in den 70ern ein Schlafwissenschaftler an der Charité gewesen, behauptete Max. Keine Ahnung, ob das stimmte. Max war im Sommer gestorben, im Schlaf in der Kopenhagener Straße, Hinterhof, erster Stock. Langschlaf.

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