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Da müssen Sie am Wochenende hin: Die Kulturtipps der Redaktion

Die McWedding-Schwestern mucken gegen den Sheriff auf, die Pastorentochter Tori Amos lässt ihre Wut am Klavier aus. Und im Museum kann man die Schäden beheben.

Uroš Pajović/BLZ

Das Prime Time Theater bringt seinen ersten Western

Sheriff Coldblood tyrannisiert die Einwohner von Spreecity, einem Städtchen in der mittelmärkischen Prärie vor gut 150 Jahren. Jedenfalls geht der den drei McWedding-Schwestern Trish, Shelly und Bo auf den Keks. Apropos Keks und wer sie aus der Dose geklaut hat, Bo, die Kopfgeldjägerin ist der Bahlsen-Bande auf der Spur – wir wissen noch nicht, ob Coldblood sie ihr wegschnappt oder ob er mit ihnen unter einer Decke steckt, wofür sein Leibesumfang spricht. Shelly muss Einbußen in ihrem Saloon in der Millerstreet hinnehmen, was möglicherweise nicht allein an Coldblood, sondern auch an ihren sangeskünstlerischen Darbietungen liegt. Jedenfalls muss Coldblood weg, und Trish ist die richtige, um gegen ihn in der Sheriff-Wahl anzutreten.

Sheriff Coldblood (Oliver Tautorat) muss weg aus der Millerstreet.
Sheriff Coldblood (Oliver Tautorat) muss weg aus der Millerstreet.Prime Time Theater

Die neue Folge des Prime Time Theaters heißt „Wild Wild Wedding. Ein Schwestern-Western“, ist frisch auf dem Markt und spielt das ganze Kar- und Osterwochenende. Dem Vernehmen nach werde gesungen, getanzt und natürlich geschossen – „wie immer treffsicher mitten in den Lachmuskel!“ Ulrich Seidler

Wild Wild Wedding. Ein Schwestern-Western. 7., 8., 9. April, jeweils 20.15 Uhr, Einlass 19 Uhr, www.primetimetheater.de


Stolz auf sich sein: Mitmachwerkstatt „Reparieren!“ im Technikmuseum

In Zeiten von Wegwerfmentalität und geringer Haltbarkeit sei daran erinnert: Neu kaufen ist nicht nachhaltig, es ist schlecht fürs Klima, reparieren dagegen ist Trumpf. Nur die Fähigkeit dazu hat nicht jeder. In Berlin gibt es einige Repair-Cafés, wo man unter Anleitung sein Fahrrad flicken, den Toaster wieder in Gang setzen oder ein Loch unauffällig stopfen lernt. Wer es geschafft hat, ist stolz. Im Technikmuseum ist derzeit die Ausstellung „Reparieren! Verwenden statt verschwenden“ zu sehen. Dort erfährt man etwa, dass eine vierköpfige Familie durchschnittlich 80 Kilo Elektroschrott wegwirft – im Jahr! Eine Schrott-Skulptur in der Ausstellung führt das Ausmaß dieses Problems vor Augen. Es gibt auch positive Beispiele: Der ewig haltbare Mixer aus DDR-Zeiten oder das reparierfreundliche Smartphone, ein oft geflickter Kinderstiefel vom Anfang des 20. Jahrhunderts, als das Reparieren noch eine Notwendigkeit war. In der Ausstellung kann man viel ausprobieren, sogar, wie man einen Deich repariert. Aber noch mehr sind die begleitenden Workshops dafür geeignet, die sich an die ganze Familie richten. Susanne Lenz

Mitmachwerkstatt „Reparieren!“ am 7. und 8. April von 13 bis 16 Uhr, Technikmuseum, Ladestraße, Treffpunkt: vor dem Eingang der Sonderausstellung, eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Kosten hat man mit dem Museumseintritt beglichen.


Haus am Kleistpark: Manfred Paul, ein Reisender mit Kamera

Der DDR für einige Zeit den Rücken zuzukehren und nach Rumänien zu gelangen, damals, Ende der 1970er-Jahre, war für den ostdeutschen Fotografen Manfred Paul eine per Visum problemlos zu erlangende Möglichkeit. Er bekam fremde, wilde transsilvanische Landschafen vor die Kamera, konnte gänzlich andere Häuser und Menschen verschiedenster Ethnien in klassischer Perspektive aufnehmen. Die Bewohner eines mit der DDR nicht vergleichbaren Vielvölkerstaates: die von Dakern, Geten und dem Hirtenvolk der Heiducken abstammenden Rumänen, die Roma, Ungarn, Serben, Ukrainer, die deutsch sprechenden Siebenbürger und Donauschwaben. Go East, das nutzten damals viele Fotografen aus der engen DDR und nahmen sich die ersehnte Freiheit in ihren Bildern.

Manfred Paul, „Mann im Café“, Paris, 1988
Manfred Paul, „Mann im Café“, Paris, 1988Manfred Paul/Haus am Kleistpark

Nur ein Jahrzehnt später, die Fassade des realen Sozialismus hatte längst mehrere schlimme Dellen und bröckelte gehörig, durfte der Absolvent der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen erstmals in den Westen: nach Paris, zu Straßen, Geschäften, üppigen Märkten, Restaurants und  romantischen Café-Motiven. Er konnte seinem Blick fürs Kuriose, für das Besondere im Nebensächlichen mit der neu erworbenen Leica-Kamera Futter geben.

Und dann bot sich sogar noch eine Reise ins ferne Indien. Dort waren es die Gesichter der Menschen, die ihn faszinierten, auch die befremdlichen Alltagsrituale, etwa der Kult um die heiligen Kühe, die Archaik des Lebens, das Dasien in den tradierten Kasten, die er in kontrastreiche Schwarz-Weiß-Motive bannte. Erstmals fasst eine Schau all diese Arbeiten des 1942 geborenen, in Berlin lebenden Fotografen zusammen. Anlass ist der Europäische Monat der Fotografie. Ingeborg Ruthe

Manfred Paul: Die langen Reisen. Haus am Kleistpark, Grunewaldstr. 6–7. Im Projektraum sind die Fotos von Ingo van Aaren und David Wagner unter dem Titel „Nachtwach Berlin“ zu sehen. Bis 31. Mai, Di–So 11–18 Uhr. Eintritt frei.


Konzert: Tori Amos im Tempodrom

Das Klavier kann auch ein lautes Instrument sein. So laut, dass es gegen Grunge-Gitarrendonner ankommt. Zumindest wenn Tori Amos das Pianoforte (zu Deutsch: Leise-Laut) betastet. In den Neunzigern, zur Hochzeit von Nirvana, wurden ihre Platten auch in Metal-Magazinen besprochen. Denn vielen war klar: Zwar steht die Pastorentochter, die als Teenager in den Gay-Bars von Washington D.C. performte, in einer Klangtradition mit den wilderen Songs von Kate Bush – aber sie ist dabei noch unfassbar viel wütender.

Ab der Jahrtausendwende ist es etwas ruhiger geworden. Die immer schon auch balladenaffine Amos hat sich auf ihren Platten zunehmend seichteren Pop-Sounds zugewandt, mit denen einige ihrer frühen Fans nach wie vor hadern. Die gute Nachricht: Live ist Tori Amos immer noch der Wahnsinn! Eine der aufregendsten Live-Künstlerinnen überhaupt. Im Grunde spielt sie jeden Abend ein neues Set. Weit entfernt von der üblichen Tour-Routine vieler anderer Acts. Das sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn Frau Amos schon mal in der Stadt ist. Stefan Hochgesand

Tempodrom Möckernstraße 10, Montag, 10. April, 20 Uhr


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