Ich habe Post bekommen. Sehr viel Post. Zu meinem Text über den Warentrenner-Fetisch. „Warentrenner-Wahnsinn: Warum stehen wir auf die Meins-Deins-Plastik-Tobleronen?“ hieß der und erschien hier Anfang November. Das Thema scheint die Gemüter sehr zu bewegen. Ich hatte in dem Text, kurz gesagt, darüber gegrübelt, was wir eigentlich an diesen Teilen so toll finden.
Die Kritik, die viele in zahllosen Mails und Kommentaren über meinen Text geäußert haben, lässt sich im Wesentlichen auf diese Formel destillieren: Ich hätte bei meinen „wenig empathischen“ und in jedem Fall „überflüssigen“ Überlegungen völlig ignoriert, dass es doch direkt auf der Hand liege, wozu Warentrenner gut seien: Sie seien eine „Hilfeleistung“ für die Kassiererin (interessanterweise wurde hier meist die feminine Form genannt) – damit diese eben prompt kapiere, wo ein Einkauf aufhöre und dann der nächste anfange.
Damit ich diesen völlig banalen Fakt akzeptieren könnte, wurde meine Redaktion sogar gebeten, mich für ein kleines Praktikum freizustellen. Ein Leser aus Mahlsdorf schrieb: „Mein Vorschlag – geben Sie bitte Herrn Hochgesand die Gelegenheit, sich für einen Tag an die Kasse eines normalen Supermarkts zu setzen, um die andere Seite zu ergründen.“ Kurzum solle ich bitte zur Erkenntnis gelangen: Man tue der Kassiererin damit etwas Gutes.

