Kolumne

Berlin, Hauptbahnhof: Wie zwei Zwergspitze nicht aufhörten zu bellen – und was dann geschah

Die Umsitzenden waren genervt, die Hundehalterin hatte keinen Einfluss auf ihre Hunde. Dann trat eine junge Frau hinzu.

So süß sind Zwergspitze. Aber nicht, wenn sie nicht aufhören zu bellen.
So süß sind Zwergspitze. Aber nicht, wenn sie nicht aufhören zu bellen.Future Image/imago

Die ältere Dame saß in einem Café im Berliner Hauptbahnhof und wartete auf ihren Zug. Sie hatte nicht nur mehrere Koffer und Taschen bei sich, sondern auch zwei wirklich niedlich aussehende Hündchen.

Es waren Zwergspitze, wie sich später auf Nachfrage herausstellte, einer schwarz, der andere crèmefarben. Niedlich, wie gesagt, doch die beiden hörten einfach nicht auf zu bellen. Und so klein sie sind, ihre Stimmen sind es nicht. Dazu ist das Zwergspitzbellen auf der Tonfrequenzskala ziemlich weit oben und klingt entsprechend nervig.

Jedenfalls kamen verärgerte Blicke von den Nachbartischen, ein Cafégast ließ sich sogar zu einem zischenden „schhhhh“ hinreißen. Ohne Erfolg. Auch die Hundebesitzerin hatte keinen Einfluss auf ihre Tiere. Da muss in der Erziehung etwas schiefgegangen sein. Ist ja oft so, dass Hundebesitzer es an Konsequenz und Durchhaltevermögen fehlen lassen, besonders, wenn die Tiere so süß sind.

Ich überlegte schon, das Weite zu suchen, und mir taten die Menschen leid, die gleich im selben Wagen wie die Tiere sitzen würden. Da trat eine jüngere Frau hinzu, setzte sich an den Tisch, sie und die Hundebesitzerin gehörten offenbar zusammen. Wie auf Knopfdruck hörten die Tiere auf zu kläffen.

Ist dieses Anti-Bell-Gerät eine Art Ultraschallfolter für Hunde?

Und sie blieben still. Ich konnte meine Neugier nicht bezähmen: „Wie haben Sie das geschafft?“ Die jüngere Frau deutete auf ein schwarzes Gerät auf dem Tisch, es hatte etwa Handygröße und war mir bis jetzt nicht aufgefallen. „Das ist ein Anti-Bell-Gerät“, erklärte sie. Es erzeuge einen Ton, der so unangenehm sei, dass die Hunde sofort aufhörten zu bellen. Sie zeigte mir einen zweiten Knopf auf dem Gerät, dies sei das Warnsignal. Meist müsse sie nur diesen Knopf drücken, der den zweiten nur ankündige, und die Hunde seien still. Menschen könnten weder den einen noch den anderen hören, dafür sei die Frequenz zu hoch.

Ich fragte mich, ob dieses Anti-Bell eine Art Ultraschallfolter für Hunde ist, aber die beiden schienen noch immer vergnügt, sie schmiegten sich gar an die Bedienerin des Geräts. Vielleicht war ihnen nur nicht bewusst, dass die Finger, die sie kraulten, dieselben waren, die das unangenehme, vielleicht sogar quälende Fiepen in ihren empfindlichen Ohren ausgelöst hatten.

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