Archäologie

Das Pustelschwein beim Friseur: 50.000 Jahre alte Höhlenmalerei entdeckt

Immer nur Jagdszenen? Neu datierte Bildgeschichten an Höhlenwänden in Indonesien lassen über die evolutionäre Strategie von Pustelschweinen grübeln. Eine Glosse.

Die Felsmalerei auf der indonesischen Insel Sulawesi wurde auf ein Alter von mindestens 51.200 Jahren datiert. In diesem Ausschnitt gut zu erkennen: das Pustelschwein und mit etwas Fantasie auch sein Friseur.
Die Felsmalerei auf der indonesischen Insel Sulawesi wurde auf ein Alter von mindestens 51.200 Jahren datiert. In diesem Ausschnitt gut zu erkennen: das Pustelschwein und mit etwas Fantasie auch sein Friseur.dpa

Nicht vor 20.000, nicht vor 40.000, sondern bereits vor mehr als 51.200 Jahren wurde die älteste bisher entdeckte figürliche Darstellung auf Höhlenwände gemalt. Dies wurde mittels modernster Lasertechnik verifiziert.

Damit ist bewiesen, dass in einer Höhle auf der indonesischen Insel Sulawesi schon gemalt wurde, während in Europa noch Tüpfelstrukturen und Handabdrücke entstanden, wer weiß, ob mit Absicht oder aus Versehen, etwa beim Niesen oder beim Abstützen während des Höhle-Reinemachens. 

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Die Darstellungen aus Südostasien gehen deutlich darüber hinaus und überliefern detaillierte Auskünfte und narrative Bruchstücke, die nun ausgedeutet werden müssen. Das Forschungsteam verwendet das auch in der Medienbranche übliche Wort vom Storytelling, dessen Entwicklung nach europäischen Funden bisher erst zum Ende des Pleistozäns vermutet wurde. Bildgeschichten mit menschlichen Figuren sind hierzulande erst ab 14.000 vor Christi üblich geworden. 

Die Mähne des Pustelschweins

Also, worum geht’s im Fall der indonesischen Entdeckung? Die Forscher wollen neben drei menschlichen Figuren ein Pustelschwein identifiziert haben. Bei der Interpretation des abgebildeten Geschehens müssen die Forscher aufpassen, dass sie nicht in gängige Steinzeitklischees einrasten. Spätestens seit Asterix und Obelix ist bekannt, dass man auch wildeste Schweine zu zweit erledigt (und vertilgt). Wer also sollte die dritte Person sein?

Hier unsere Hypothese: Pustelschweine sind Wildschweine, die sich, wie der Name sagt, durch Hautunreinheiten auszeichnen. Um einer Reduzierung darauf und einer Abwertung ihrer Art zu entgehen, arbeiten sie mit einer anderen Auffälligkeit: einer prächtigen, ziemlich akkurat hochgekämmten Mähne aus langen Borsten, die vom Nacken bis zum Scheitel reicht – manchmal auch mit markanten Wangenbüscheln. Was uns hier offenbar überliefert wurde, könnte also keine langweilige Jagdszene sein, sondern die bisher unerzählte Geschichte eines Pustelschweinfriseurs.