Berlin-In Berlin kommen täglich mehr als 10.000 Schutzsuchende aus der Ukraine an. Neben der Sorge, wie man so viele Menschen versorgen und unterbringen kann, wächst auch die vor Ausbrüchen des Coronavirus unter den Geflüchteten. Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) teilte bereits am Montag mit, dass die Impfquote in der Ukraine sehr niedrig sei, nur etwa 35 Prozent der Menschen im Land seien zweimal geimpft und nur 1,7 Prozent dreimal. Zudem sind den Menschen in vielen Fällen der chinesische Impfstoff Sinovac oder der russische Impfstoff Sputnik verabreicht worden, die in Deutschland nicht zugelassen sind. Eine Impfung mit diesen Mitteln wird hierzulande nicht anerkannt – wer sie bekommen hat, gilt als ungeimpft.
Weil noch viel mehr Menschen aus der Ukraine in die Stadt kommen werden, sei es sinnvoll, Impfkapazitäten und Impfstellen bereitzuhalten. „Wir werden dieser Gruppe dann sehr zügig die Impfung ermöglichen und anbieten“, sagte Gote. Doch wie das genau geschehen soll, darüber gibt noch keine Information. Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin verwies auf die Senatsverwaltung für Integration, die wiederum nicht auf Anfragen reagierte. Denkbar wäre, Aufklärungskampagnen in ukrainischer und russischer Sprache sowie Impfaktionen in den Gemeinschaftsunterkünften durchzuführen.
„Natürlich können sich die geflüchteten Menschen aus der Ukraine auch hier in Berlin gegen Corona impfen lassen“, teilte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit mit. Dafür könnten sie selbstständig in die Corona-Impfstellen oder in die Corona-Impfzentren gehen. „Wir sind aber auch in Gesprächen, ob den Menschen weitere niedrigschwellige Impfangebote – etwa im Rahmen der Erstuntersuchung – unterbreitet werden können“, sagte sie.
RKI will Anamnese- und Aufklärungsbogen auf Ukrainisch anbieten
In den Corona-Impfzentren bestehe zudem die Möglichkeit, bei nicht ausreichenden Kenntnissen der deutschen Sprache beim selbstständigen Besuch des Impfzentrums auf einen Dolmetscherdienst zurückzugreifen. Weiterhin sollen „zeitnah“ die Aufklärungs- und Anamnesebögen des Robert-Koch-Instituts zu den Corona-Impfstoffen in der ukrainischen Sprache zur Verfügung stehen, so die Sprecherin weiter.
Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) geht ebenfalls davon aus, dass viele Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nicht vollständig gegen Corona geimpft sind. Nicht nur das – auch ihr Schutz gegen andere Infektionskrankheiten dürfte lückenhaft sein. Impfungen gegen Sars-CoV-2 sowie gegen Masern und Kinderlähmung sollten deshalb eine Priorität in den Aufnahmeländern sein, erklärte die Behörde. Zudem empfiehlt das ECDC den Gesundheitsbehörden der Aufnahmeländer, Ausbrüche anderer übertragbarer Krankheiten verstärkt zu überwachen, etwa durch multiresistente Erreger, die oft mit Kriegsverletzungen einhergehen. Generell sollten die Schutzsuchenden in ähnlicher Weise Gesundheitsdienste in Anspruch nehmen können wie die einheimische Bevölkerung, so die EU-Behörde.
Beratungshotline zu Coronathemen auf Ukrainisch
Immerhin im Gesundheitsamt Mitte hat man sich schon auf die neue Lage eingestellt – mit einer Hotline, bei der man sich auf Ukrainisch beraten lassen kann. Das Angebot ist werktags von 9 bis 17 Uhr unter (030)90 18 38 111 oder per E-Mail unter ukraine@ba-mitte.berlin.de zu erreichen. Ukrainische Kriegsflüchtlinge in Berlin sollen bei Corona- und anderen Gesundheitsfragen eine erste Orientierung in ihrer Muttersprache erhalten.
Am Donnerstag organisiert das Gesundheitsamt Mitte außerdem gemeinsam mit der Botschaft der Ukraine und Unterstützung weiterer Gesundheitsämter eine Impfaktion mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer. Sie beginnt um 17 Uhr in der Botschaft (Albrechtstraße 26) und richtet sich nach Angaben des Bezirksamtes an Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind. Impfen lassen können sich Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 18 Jahren sowie Erwachsene.



