Studie

Die Hälfte der Deutschen hat noch nie über Pflege nachgedacht

Offenbar beschäftigen sich deutlich mehr Frauen als Männer mit der eigenen Pflege – viele Männer möchten von ihrer Partnerin gepflegt werden.

Die meisten Deutschen möchten zu Hause gepflegt werden – und werden es auch. Doch viele machen sich erst dann Gedanken darüber, wenn es sie selbst betrifft.
Die meisten Deutschen möchten zu Hause gepflegt werden – und werden es auch. Doch viele machen sich erst dann Gedanken darüber, wenn es sie selbst betrifft.imago/Martin Wagner

Die Hälfte der Deutschen hat sich noch nie Gedanken zur eigenen Pflege gemacht. Ein Drittel der Bevölkerung hat auch in naher Zukunft nicht vor, das zu tun. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag einer Versicherung. Dabei variieren die Ergebnisse in Bezug auf die Geschlechter: Während sich fast jede zweite Frau (49 Prozent) schon einmal mit der eigenen Pflege beschäftigt habe, sei es unter Männern nur etwa jeder Dritte (37 Prozent), so die Studie. 

Dabei würden die Kosten, die privat getragen werden müssen, häufig unterschätzt: Aktuell zahlen etwa Pflegebedürftige im ersten Jahr im Pflegeheim im Schnitt 2245 Euro pro Monat selbst zu. Dieser Betrag muss zusätzlich zu den Leistungen der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung aufgebracht werden. 

Menschen ohne eigene Kinder machten sich deutlich häufiger Gedanken über die eigene Versorgung als Eltern. Immerhin 45 Prozent der Kinderlosen hätten sich schon einmal mit der eigenen Pflege auseinandergesetzt. Nur 39 Prozent der Befragten mit einem Kind, 36 Prozent der Eltern von zwei und 32 Prozent der Eltern von drei Kindern haben sich laut der Studie bisher damit beschäftigt. 

Andere Studien zeigen, dass die Care-Arbeit mehrheitlich von Frauen geleistet wird. Im Alter zwischen 50 und 69 Jahren pflegen mehr als 10 Prozent der Frauen in Deutschland eine Person aus ihrem direkten Umfeld, häufig ihre Lebenspartnerin oder ihren Lebenspartner.  

Nur sechs Prozent der Befragten geben an, gerne in ein Pflegeheim ziehen zu wollen. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) hängt am eigenen Zuhause. Mit Abstand am beliebtesten ist die Versorgung durch einen ambulanten Pflegedienst (27 Prozent) oder direkte Angehörige (21 Prozent). Männer (23 Prozent) möchten noch häufiger als Frauen (19 Prozent) von der eigenen Partnerin, dem eigenen Partner oder weiteren Verwandten in den eigenen vier Wänden versorgt werden.

Lebenserfahrung und Alter spielen eine große Rolle in Bezug auf die Beschäftigung mit der eigenen Zukunft. Wer selbst schon Angehörige gepflegt hat, gibt deutlich häufiger an, genau zu wissen, wie er selbst versorgt werden möchte (35 Prozent) als Befragte, die noch nie damit in Kontakt gekommen sind (7 Prozent). Fast Dreiviertel der 25- bis 34-Jährigen (63 Prozent) haben sich noch nie mit der eigenen Pflegebedürftigkeit auseinandergesetzt. Doch selbst unter den über 55-Jährigen hat sich mehr als ein Drittel (35 Prozent) noch keine Gedanken dazu gemacht.

Jeder zweite Mann und zwei von drei Frauen werden im Laufe des Lebens pflegebedürftig. Im Jahr 2020 waren rund 4,5 Millionen Menschen in Deutschland betroffen.