Deutschland in der vierten Welle

Omikron-Variante: Nächtliche Schweißausbrüche als neues Symptom?

In Berlin gibt es aktuell 64 Omikron-Fälle. Wie sehen die Symptome bei einer Infektion mit dem Mutanten aus? Worauf muss man vor dem Weihnachtsfest achten? 

Laut dem RKI wird bei einer Infektion mit Omikron am häufigsten von Schnupfen, Husten und Halsschmerzen berichtet – in Südafrika werden heftige Schweißausbrüche in der Nacht beobachtet.
Laut dem RKI wird bei einer Infektion mit Omikron am häufigsten von Schnupfen, Husten und Halsschmerzen berichtet – in Südafrika werden heftige Schweißausbrüche in der Nacht beobachtet.www.imago-images.de

Berlin-Auch in diesem Jahr steht Weihnachten im Zeichen der Corona-Pandemie. Viele Menschen sind angesichts der Omikron-Variante verunsichert, ob und in welchem Rahmen sie das Fest feiern sollen. Doch wie viele Omikron-Fälle gibt es überhaupt – und bilden die Zahlen die gegenwärtige Situation ab? Eine Übersicht. 

Wie viele Omikron-Fälle gibt es in Deutschland?

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden in Deutschland mit Datenstand vom 14. Dezember – aktuellere Zahlen werden am Donnerstag veröffentlicht – insgesamt 325 (Verdachts-)Fälle der Omikron-Variante über das Meldesystem übermittelt, davon wurden 112 per Gesamtgenomsequenzierung zweifelsfrei bestätigt, während 213 mittels variantenspezifischer PCR-Testung als Verdacht auf Omikron eingestuft wurden. Tatsächlich dürfte es deutlich mehr Omikron-Fälle geben, als es die offiziellen Zahlen zeigen. So listet die weltweite Wissenschaftsinitiative Gisaid, die freien Zugang zu Genomdaten unter anderem zu Sars-CoV-2-Viren fördert, deutschlandweit aktuell 249-Genomsequenzierungen mit Omikron auf.

Wie ein Sprecher des Berliner Gesundheitssenats auf Anfrage mitteilt, gibt es aktuell (Stand 20. Dezember) in der Hauptstadt 64 bestätigte Omikron-Fälle. Laut RKI lag der Anteil des Mutants in Berlin in der Kalenderwoche 49 bei 0,9 Prozent.

Wieso dürfte es mehr Fälle geben, als angegeben?

Das liegt zum einen am Zeitverzug bei der Auswertung und zum anderen an der Tatsache, dass in Deutschland die Sequenzierung nach wie vor weniger etabliert ist als in anderen Ländern wie Großbritannien oder Dänemark. Laut der Coronavirus-Surveillanceverordnung sollen Labore fünf Prozent der positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Proben bei hohen Fallzahlen und zehn Prozent bei niedriger Inzidenz (bundesweit weniger als 70.000 Neuinfektion in einer Woche) auf Kosten des Staates sequenzieren können. Bei Omikron gibt es ein unvollständiges Bild darüber, wie stark sich das Virus hierzulande verbreitet hat.

Dass es in Deutschland keine ausreichende Überwachung der zirkulierenden Virusvarianten in Deutschland gibt, kritisierten Forschende bereits im Januar 2021. So erklärte Jörg Timm, Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, dem Science Media Center, dass mit Hilfe einer flächendeckenden Sequenzierung  Übertragungswege identifiziert werden könnten, die durch die Befragung der Erkrankten allein nicht zu ermitteln sind. „Eine lokale Nutzung der Sequenzierungsdaten gemeinsam mit den Gesundheitsämtern kann für die Nachverfolgung von Infektionsketten daher sehr wertvoll sein, wenn die Daten schnell verfügbar sind“, sagte er.

Was sind die Symptome bei einer Infektion mit Omikron?

Laut RKI wurden von den insgesamt 325 Verdachtsfällen 237 Angaben zu den Symptomen übermittelt, die überwiegend auf keine oder milde Symptome hinweisen. Am häufigsten wurden von Patienten mit Symptomen Schnupfen (58 Prozent), Husten (50 Prozent) und Halsschmerzen (44 Prozent) genannt. Eine Patientin aus dieser Gruppe wurde nach Angaben des Instituts hospitalisiert – keiner sei gestorben. 21 Patienten waren ungeimpft, 199 waren vollständig geimpft, von diesen hatten wiederum bereits 23 ihre Booster-Impfung erhalten.

Auch eine Untersuchung von norwegischen Forschenden bestätigt, wie infektiös die Variante ist: Die Wissenschaftler befragten 111 Menschen, die sich bei einer Weihnachtsfeier in Oslo infizierten. 96 Prozent waren vollständig geimpft, niemand geboostert. Bei 66 der Studienteilnehmenden wurde eine Ansteckung mit Omikron nachgewiesen, bei weiteren 15 gilt sie als wahrscheinlich, wie der Sender N-tv zusammenfasst. Am häufigsten hatten die Erkrankten Husten (83 Prozent), eine laufende/verstopfte Nase (78 Prozent), Müdigkeit/Abgeschlagenheit (74 Prozent), Halsschmerzen (72 Prozent), Kopfschmerzen (68 Prozent) und Fieber (54 Prozent). Keiner musste hospitalisiert werden.

Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl twitterte, dass Omikron wohl einen deutlichen Vorteil bei der Vermehrung in den oberen Atemwegen habe, aber einen Nachteil bei der Infektion in der Lunge. Die beschriebenen Symptome zumindest würden zu dieser Erkenntnis passen.

Ein Arzt aus Südafrika, wo die Omikron-Variante erstmals nachgewiesen wurde, berichtete der Nachrichtenagentur AP, dass bei Menschen, die sich mit dem Mutanten ansteckten, neben Fieber und Schmerzen im Körper auch nächtliche Schweißausbrüche beobachtet worden seien. Auch der britische Arzt Amir Khan berichtete davon und erklärte, dass es sich um heftigste Schweißausbrüche in der Nacht handele, dass man sich umziehen müsse, wie es auf der Seite von t-online.de heißt

Wie muss ich mich vor und an Weihnachten verhalten?

Expertinnen und Experten raten – wie auch vor dem Weihnachtsfest 2020 – zu Kontaktbeschränkungen, um die Inzidenz über die Feiertage möglichst zu drücken. Wenn überhaupt sollte getestet im kleinen Familienkreis gefeiert werden, lautet der Appell. Die Familienmitglieder sollten sich die Tage vor dem Treffen selbst isolieren und sich täglich testen lassen. Wer es sich leisten kann, sollte sich für rund 40 bis 100 Euro mittels PCR testen lassen, das Ergebnis ist deutlich zuverlässiger. Auch am Tag der Feier sollten sich alle Familienmitglieder testen lassen. 

In einer idealen Welt wären alle vollständig gegen Corona geimpft, vielleicht sogar geboostert. Personen mit hohem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, dazu zählen ältere Menschen oder jene mit Vorerkrankungen wie einer Autoimmunkrankheit, sollten laut RKI unbedingt selbst geimpft sein und nur Kontakt zu Geimpften oder Genesenen mit negativem tagesaktuellen Testergebnis haben.

Findet die Feier zu Hause statt, sollte regelmäßig gelüftet werden. Menschen aus Risikogruppen könnten gegebenenfalls eine FFP2-Maske tragen, als zusätzlichen Schutz. 

Wird es zu einem Lockdown kommen?

Zumindest nicht vor Weihnachten, meint Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Manche Expertinnen und Experten gehen von Kontaktbeschränkungen nach Weihnachten oder gar einem Lockdown Anfang Januar aus. Ob es dazu kommen wird, wird sich an diesem Dienstag zeigen, wo Bund und Länder über das weitere Vorgehen beraten werden.

Carsten Watzl erklärte, dass zur Eindämmung der Omikron-Variante Booster-Impfungen allein nicht ausreichen werden. „Die ersten Berichte weisen darauf hin, dass selbst nach dem Boostern der Schutz vor einer Omikron-Infektion nur bei rund 75 Prozent liegen könnte, während er bei Delta nach der dritten Impfung bei weit über 90 Prozent liegt“, sagte er.

„Das würde bedeuten, dass sich viel mehr geimpfte Menschen mit Omikron anstecken könnten“, betonte er. „Wir werden die bei Omikron hochschießenden Inzidenzen sehr stark runterbringen müssen und das wird uns nicht jetzt wie in dieser vierten Welle mit Booster-Impfungen gelingen, sondern dann nur wieder mit Abstand und Kontaktbeschränkungen“, sagte Watzl. „Das heißt, ich sehe leider einen Lockdown auf uns zukommen, der uns alle betreffen wird.“

Mit einer schnell anwachsenden Omikron-Welle und einem starken Anstieg der Infizierten-Zahlen würden zwangsläufig auch die Krankenhausbelastung hochgehen. „Das gilt selbst dann, wenn die Omikron-Variante zu weniger schweren Verläufen führen sollte, denn wir werden einfach insgesamt viel mehr Fälle bekommen“, sagte Watzl.