Berlin-In der vergangenen Woche haben wir ja wunderbar fettiges und klebriges „Korean Fried Chicken“ bei Guten Dag auf der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg probiert. Unser Urteil: Sollte man verkatert sein oder von einer Party nachts zurückwandeln, ist der kleine grüne Imbiss eine schöne Adresse. Hier kann man seinen Hunger nach etwas Billigem und Salzigen stillen. Oder um es mit unserer Bewertungsskala zu sagen: Wir geben wirklich ausgezeichnete 4 von 5 Sternen.
Das Problem dabei ist allerdings, dass unsere Bewertungen immer nur eine Momentaufnahme sind, weil es in Berlin ja inzwischen so unglaublich viele gute Imbisse und Restaurants gibt. Früher war München (in Hamburg isst man ja traditionell eher schlecht) die absolute Kulinarik-Hochburg Deutschlands. Aber das ist Geschichte. Auf unsere Rezension von Guten Dag haben wir von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein überwältigendes Feedback bekommen. Es gab so viele Nachrichten, dass wir uns dazu entschlossen haben, es ähnlich zu machen wie damals mit der Suche nach dem besten China-Restaurant der Hauptstadt. Sie erinnern sich vielleicht: Shaniu's House of Noodle in der Pariser Straße machte damals vor allem wegen der freundlichen Wirtsleute und des Vibes das Rennen. Auch wenn wir finden: Am besten schmeckt es immer noch beim New Ocean in Alt-Mariendorf. Entscheiden Sie wie immer selbst!
Los geht die Suche nach dem besten Korean Fried Chicken in Berlin
Wir starten also die Suche nach dem besten frittierten koreanischen Hähnchen der Hauptstadt. Nach unserem Besuch bei Guten Dag waren wir dann auch sogleich bei Song Song Chicken in der Zossener Straße. Und wollten wissen: Kommen die dortigen frittierten goldenen Hähnchenbrocken mit Sojasoße und höllisch scharfer süßer Chili-Tunke an das Guten Dag heran? Wir finden: Geschmacklich ist das Ganze (es gibt nur leider keine Pommes frites) sogar noch besser als bei Guten Dag. Sie sollten es unbedingt ausprobieren, auch weil die kleine Wirtin mit der großen runden Brille so unglaublich nett ist. Allerdings gibt es Abzüge für die Stimmung. Die ist bei Guten Dag besser. Wir geben Song Song Chicken also wirklich gute 3 von 5 Punkten!
Dass es aber noch besser geht als bei Guten Dag, das sagte mir meine geschätzte Kollegin Minh Thu Tran. Sie ist nicht nur eine sehr gute Journalistin (zusammen mit ihrer Kollegin Vanessa Vu macht sie den vietdeutschen Podcast Rice & Shine, in dem es regelmäßig um Essen geht), sondern kennt sich auch mit Essen aus. Sie schrieb mir auf Instagram: „Kokio ist besser als Guten Dag.“ So einen Tipp lassen wir uns nicht zweimal sagen. Also haben wir den koreanischen Imbiss Kokio, er liegt zu Fuß nur 1,2 Kilometer oder 15 Minuten südöstlich von Guten Dag entfernt, ausprobiert.

Bei Kokio sind fast nur junge, coole Koreaner – ein gutes Zeichen
Der kleine, schwarz angestrichene Laden mit der gestreiften Markise und den drei Heizpilzen auf der kleinen Außenterrasse sieht von außen jetzt nicht gerade nach einem Imbiss aus, sondern eher wie der ganz typische kleine Hipsterladen der Hauptstadt. Dass hier aber pure Magie herrscht, merkt der Besucher schon vor der Tür. Denn hier stehen eigentlich nur junge, koreanischstämmige Cool-Kidz Schlange und warten darauf, dass ein Knusperhähnchenplatz für sie frei wird.
Und das hat natürlich seinen Grund, denn ist man etwa zu zweit bei Kokio, dann bekommt man für gerade mal 22,50 Euro eine so umwerfend große Hähnchen-Pommes-Platte (ohne oder mit Knochen), dass man schon ein paar eiskalte koreanische Cass-Biere (die koreanischen Jugendlichen trinken erstaunlicherweise Warsteiner vom Fass) und ein paar süßlich milde Soju-Schnäpse zwischenschieben muss, um Platz für die vielen heißen, frittierten Hähnchenkeulenfleisch-Stücke zu schaffen. Ganz verwegene Gesellen in Trinklaune bestellen hier natürlich das Angebot „Fly to Seoul!“, ein Tablett mit sechs verschiedenen „populären“ koreanischen Schnäpsen für 15 Euro.
Und das passt natürlich zu einem kulinarischen Ausflug nach Korea, denn in keinem Land wird laut einer Studie der WHO mehr Hochprozentiges (9,57 Liter pro Jahr) getrunken als in Südkorea. Damit liegt man übrigens noch vor Russland (6,88 Liter). In Nordkorea soll allerdings noch viel mehr Schnaps getrunken werden. Es gehen Gerüchte um, dass man am Hof von Kim Jong-Un schnell in Ungnade fällt, wenn man nicht ordentlich bechern kann. Wir schauen uns natürlich um: Unsere Tischnachbarn sind aber sehr artig. Kein Klischee-Alarm.
Die Soßen: Knoblauch schmeckt besser als „super spicy“
Und wie schmeckt es nun bei Kokio? Ich muss sagen: wirklich einfach sehr, sehr gut. Das Hähnchenfleisch (wir haben die Teile ohne Knochen genommen) ist zart, und außen wird es von einer krachenden Kruste umhüllt, die nur ganz leicht von den klebrigen Soßen angegriffen wird. Man kann sich also Zeit lassen. Wir bestellen zwei Soßen: Knoblauch-Soja und „Super Spicy“. Beide sind wirklich gut. Die Knoblauchsoße schmeckt ein bisschen besser, die „super scharfe“ Soße ist nicht super scharf, sondern höchsten scharf.
Die Pommes sind sehr dünn und viel krosser als bei Guten Dag. Kleiner Tipp: Wenn Sie die Hähnchen noch zusätzlich in Mayonnaise dippen, fühlen Sie die ganze Geschmacksexplosion. Jetzt fragen Sie sich vielleicht das Gleiche wie ich: Woher kommt dieses Korea-Hähnchen eigentlich? Ein Trend aus den USA? Mitnichten, denn Korean Fried Chicken hat eine lange Tradition. Zubereitet wird es seit der Goryeo-Dynastie (918 bis 1392). Nur die Pommes frites und die Mayo sind nach dem Koreakrieg dazugekommen. Ansonsten hat man mit jedem Bissen ein Stück koreanische Geschichte an den Stäbchen.
Dazu bestellt man am besten Kimchi (3,80 Euro), klar! Und wir gönnen uns noch vier frittierte Rinder-Dumplings mit Sojasoße (6,50 Euro). Die schmecken, kross frittiert, auch wunderbar. Allerdings schaffen wir sie dann nicht aufzuessen. Die kleine Bedienung hinter der Theke lächelt uns aufmunternd zu, während sie noch einen Soju herüberreicht: „Sonst morgen Regen!“ Das wollen wir natürlich nicht, überwinden uns und greifen zu. Das Rinderhackfleisch zerfließt langsam auf unseren Zungen. Mit einer Verbeugung verlassen wir glücklich den kleinen Laden. Am nächsten Tag hat tatsächlich für ein paar Stunden die Sonne geschienen.
Bewertung: 4 von 5 Punkten! Aber besser als Guten Dag.
Kokio Hähnchenrestaurant, Hagenauer Str. 9, 10435 Berlin, täglich 16 bis 22.30 Uhr.
Song Song Chicken, Zossener Str. 19, 10961 Berlin, Sonntag bis Freitag 12 bis 22 Uhr.




