Food-Tipps am Wochenende

Speisen wie der Kanzler: Kochu Karu im Prenzlauer Berg

Andalusisch-koreanisch: Das Kochu Karu bietet ein feines Menu, das auch die Eheleute Schröder-Kim überzeugt.

Dorade Rosé: Das beste Gericht des Abends überzeugt durch seine mediterranen Aromen.
Dorade Rosé: Das beste Gericht des Abends überzeugt durch seine mediterranen Aromen.Maximilian Both

Berlin-Die südkoreanische Managerin So-yeon Schröder-Kim ist ein echter Instagram-Star. Sie beherrscht das Spiel auf der Plattform der Eitelkeiten wie keine Zweite: Jedes Posting ist ein Treffer. Ihre Bilder sind gut kuratiert, sie wärmen das Herz und geben einen schönen Einblick in den Alltag der Geschäftsfrau, die sich um die deutsch-südkoreanischen Wirtschaftsbeziehungen verdient gemacht hat. Auf vielen ihrer Bilder ist auch Ehemann Gerhard zu sehen, dieser dürfte vielen Lesern noch als ehemaliger deutscher Bundeskanzler in Erinnerung sein. Bis Donnerstag befand sich das Ehepaar Schröder-Kim coronabedingt leider in häuslicher Quarantäne. Wir wünschen alles Gute!

Auf Instagram: So-yeon Schröder-Kim gibt die besten Tipps.

Vor allem auch deshalb, weil wir Schröder-Kim unseren Restaurant-Tipp der Woche verdanken: Das Kochu Karu in der Eberswalder Straße. Das Restaurant hat sich auf koreanisch-andalusische Fusionsküche spezialisiert. Das Ehepaar hat das Restaurant am vorletzten Samstag besucht. Dabei entstand natürlich auch ein Instagram-Foto, auf dem die beiden zu sehen sind. „Ein Stück Heimat in Berlin. Eine kleine Freude am Wochenende“, schreibt Schröder-Kim. Eine kleine Freude am Wochenende! Das klingt wirklich schön. Grund genug, das Restaurant zu testen.

Die Rettichwurzel schmeckt gut, verblasst aber hinter der Dorade Rosé.
Die Rettichwurzel schmeckt gut, verblasst aber hinter der Dorade Rosé.Maximilian Both

Es bietet ausschließlich Menüs an: Zwischen vier und sieben Gängen kann man wählen. Die Preisspanne reicht von 59 bis 89 Euro pro Person. Die korrespondieren Weine bewegen sich preislich zwischen 40 und 90 Euro pro Flasche. Der Abend beginnt mit einem Gruß aus der Küche: ein kleines Arrangement aus einer Art Tofu und Kartoffeln mit feinem Essiggeschmack. Wir entscheiden uns für sechs Gänge und dazu eine Flasche Fuchsteufelsweiss (eine Cuvée aus Weißburgunder und Chardonnay) vom Weingut Karl Schäfer aus der Pfalz (das gibt wieder Diskussionen mit der Buchhaltung). Meine Begleitung wählt die Austern und erhält diese gleich als erstes. Für den Autoren gibt es erstmal nichts, deshalb schaut er beim Essen zu.

Die Austern seien sehr frisch und mit dem Chili und eingelegten Fenchel ein wahrer Gaumenschmaus, versichert man mir. Ich vertraue diesem Sachurteil. Als nächstes folgt – und diesmal synchron – eine Dorade Rosé. Hier wird es grandios. Das Fischfleisch ist fest, aber saftig. Dazu gibt es ein Stückchen Meyer-Zitrone (die besten Zitronen der Welt, heißt es!), ein Knuspernetz aus Seetang und eine kleine Portion Maränenrogen, den man auch das „rote Gold“ des Bottnischen Meerbusens nennt (tatsächlich überwiegt die gelbe Farbe). Alles zusammen schmeckt nach Sonne und Meer: Jod, Salz und eine feine Säure bilden eine wunderbare Mischung, die die bestimmenden Aromen Andalusiens und Koreas miteinander kombiniert und so erfahrbar macht. Für mich das beste Gericht an diesem Abend. Der gegrillte Rettich mit Romanesco, der als nächstes gereicht wird, kann da nicht ganz mithalten.

Genau an diesem Tisch in der Ecke saßen die Eheleute Schröder-Kim.
Genau an diesem Tisch in der Ecke saßen die Eheleute Schröder-Kim.Maximilian Both

Steinbarsch, Steinbeißer, Steinbrück: Hauptsache, es schmeckt!

Auf den Rettich folgen Stücke vom Vogelsberger Wagyu. Das Fleisch der gemütlichen Rinder schmeckt und riecht aromatisch buttrig, wird aber leider etwas zu kalt serviert. Als nächstes wird ein Rettich-Sorbet gereicht, und diesmal kommt das Gemüse voll zur Geltung. Das Sorbet besteht aus einer Rettich-Essenz und bringt das Aroma der Wurzel wunderbar auf den Punkt. Der Hauptgang besteht aus einem Filet vom Steinbeißer, der zusammen mit feinen Scheiben vom Aal und einem aromatischen Aal-Jus serviert wird. Bei der Bestellung gibt es einen kurzen Moment der Verwirrung: Der Steinbeißer wird im Menu als Steinbarsch ausgewiesen. Ich frage den netten Kellner, woher dieser Fisch denn komme. Aus dem Nordatlantik, heißt es. Beim Steinbarsch handelt es sich allerdings um einen nordamerikanischen Süßwasserfisch, der viel harmloser aussieht als der oft etwas grimmig dreinschauende Steinbeißer, der tatsächlich im Nordatlantik beheimatet ist. Um die Verwirrung perfekt zu machen: Es gibt auch einen Süßwasserfisch, der Steinbeißer heißt. Steinbeißer ist lediglich der Handelsname für die verschiedenen Fische aus der Familie der Seewölfe. Die Verwechslung löst sich jedenfalls in Wohlgefallen auf: Der Steinbeißer ist perfekt gegart. Zusammen mit dem Aal genossen, bilden sich feine, fettige Aromen, bei denen sich Aal und Steinbeißer wunderbar ergänzen. Steinbarsch, Steinbeißer, Steinbrück – Hauptsache es schmeckt.

Das Vogelsberger Wagyu ist buttig-aromatisch, wird aber leider etwas zu kalt serviert.
Das Vogelsberger Wagyu ist buttig-aromatisch, wird aber leider etwas zu kalt serviert.Maximilian Both

Zum Dessert gibt es Schaum von der Pomelo-Melone, der allerdings etwas bitter geraten ist. Unter dem Schaum verbergen sich Jujube Pflaume und Marone. Ein Hauch von Weihnacht weht an dieser Stelle durchs Kochu Karu. Nach der Currywurst-Affäre (Sie erinnern sich: „Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion. Das soll so bleiben“ – Gerhard Schröder) haben die kulinarischen Empfehlungen aus dem Hause Schröder-Kim wieder mal ins Schwarze getroffen: Ein Besuch im Kochu Karu ist sehr empfehlenswert.

Bewertung: 4 von 5

Kochu Karu, Eberswalder Str. 35, 10437 Berlin, Dienstag bis Sonnabend 18 bis 23.30 Uhr (regelmäßig wechselnde Speisekarte)

Dieser Text ist in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung erschienen – jeden Sonnabend am Kiosk oder hier im Abo.