Food & Drink

Restaurant Dump Ling: Berlin-Mitte steht Schlange

Die Alte Schönhauser Straße – schon länger auch als Epizentrum des Hipstertums bekannt – hat ein neues Dumpling-Restaurant. Seit der Eröffnung bilden sich täglich lange Schlangen davor.

Als Hauptspeise kann man zwischen diversen Dumplings und Nudeln wählen.
Als Hauptspeise kann man zwischen diversen Dumplings und Nudeln wählen.Roshanak Amini für die Berliner Zeitung am Wochenende

Die Alte Schönhauser Straße hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem gastronomischen Hotspot entwickelt: Pasta beim Mädchenitaliener, vietnamesisches Curry bei Monsieur Vuong oder koreanisches Bibimbap bei YamYam.

Seit Anfang März gibt es nun auch chinesische Köstlichkeiten bei Dump Ling. Vor dem Betreiberwechsel war an selber Stelle das L.A. Poke. Das Konzept: Kalifornische Poké Bowls, hübsch angerichtet, geschmacklich eher ein Flop. Nun stehen hier nicht mehr Bowls, sondern chinesischen Maultaschen auf der Speisekarte.

Chinesische Gäste als Qualitätsgarant

40 Plätze hat das Restaurant, mit etwas Glück bekommt man ohne lange zu warten einen Platz. Die Einrichtung ist sehr modern, aber einfach gehalten. Die Illustrationen an den Wänden erinnern an das angesagte Bao London.

Die roten Essstäbchen auf den Terrazzo-Tischen, eine chinesische Vase und ein nicht angeschlossener Kühlschrank mit unzähligen Dampfgarkörben sind für das Dump Ling ausreichend inhaltlicher Bezug zu China. Bunte Lampions und chinesische Schriftzeichen sucht man hier glücklicherweise vergeblich. Aus den Lautsprechern tönt leise chinesische Folklore, die keine Chance hat, sich bei der vorherrschenden Geräuschkulisse durchzusetzen. Um uns herum: mindestens 60 Prozent chinesische Gäste, sicherlich ein gutes Zeichen für die Qualität eines Dumpling-Restaurants.

Die Speisekarte ist überschaubar. Meine Begleitung und ich entscheiden uns für drei vegetarische Vorspeisen: Es gibt „Pai Huang Gua“, ein kalter Gurkensalat, der sich dadurch auszeichnet, dass die Gurken nicht geschnitten, sondern mit dem Messerrücken zerschlagen werden. Abgeschmeckt wird das Ganze mit Chili. Unspektakulär, aber lecker. Zudem Pak Choi mit einer guten chinesischen Sojasoße, die aus Reisessig, Soja und Knoblauch selbst erzeugt wurde. Speziell ist „Liang Ban Dou Fu“, ein kalter, sehr weicher Seidentofu, der in seiner Konsistenz an Pudding erinnert, in der Kombination mit eingelegtem Gemüse und Knoblauch aber überraschend gut schmeckt.

Als Hauptspeise kann man zwischen diversen Dumplings und Nudeln wählen. Natürlich den chinesischen Klassiker „Ban Mian“, sowohl als Suppe mit einer deftigen Brühe als auch mit einer kräftigen Chilisoße. Während die vegane Suppe im Geschmack ziemlich lasch daherkommt, überzeugen mich der eingelegte Tofu sowie die selbstgemachten Nudeln ohne Brühe durch ihre perfekte Schärfe, die sich angenehm mit einer frischen Yuzu-Ingwer-Limonade löschen lässt. Wem das nicht scharf genug ist, der bekommt auf Nachfrage selbstverständlich mehr Chiliöl gereicht.

Es fehlen: Liebe, Schnelligkeit und Aufmerksamkeit

Unbedingt bestellen sollte man „Xiao Long Bao“, fünf kleine handgefaltete Dumplings, die mit Schweinefleisch und Brühe gefüllt sind, wie mich ein chinesisches Pärchen am Nachbartisch wissen lässt. Da ich Vegetarier bin, entscheide ich mich aber für die vegane Optionen: „Jean Jiao Zi“, sechs gebratene Dumplings in Form eines Halbmonds, gefüllt mit Pilzen und Gemüse. Lecker, aber nicht außergewöhnlich. Meine Begleitung schwärmt von ihrer „Xiao Long Bao“, einer dicken Teigtasche, gefüllt mit Brühe und Fleisch, in perfekter Konsistenz und ansprechender Optik. Als Dessert gibt es zwei gedämpfte Hefeklöße namens „Dou Sha Bao“, die mit einer roten Bohnenpaste gefüllt sind und geschmacklich – wäre nicht die Bohnenpaste – ehrlicherweise an eine schwäbische Dampfnudel erinnern.

Etwas mehr Liebe, Schnelligkeit und Aufmerksamkeit braucht es jedoch dringend im Service, der noch etwas überfordert wirkt, was aber möglicherweise dem starken Andrang seit der Eröffnung geschuldet ist.


Wertung: Drei von fünf

Dump Ling. Alte Schönhauser Straße 43, 10119 Berlin, Montag bis Samstag 12–21.30 Uhr, Sonntag 15–21.30 Uhr