Victoriah Szirmai hört Musik und schreibt darüber – seit 1997 in diversen Medien, darunter das Fachmagazin Jazzthetik. Ihr Essay-Manifest „Zeit zum Hören – Plädoyer für einen langsamen Musikjournalismus“ gewann 2016 den DJK-Schreibwettbewerb. Sie war 2023 und 2024 Mitglied der Fach- und Hauptjury des Deutschen Jazzpreises. Ihre Interessenschwerpunkte sind ästhetische Objektivität und Leonardcoheneskes aller Art.

Das Jazzfest Berlin, eines der ältesten Jazz-Festivals Europas, ist bekannt dafür, Gesellschaftliches zu kommentieren. Was bedeutet das in unserer polarisierten Zeit?

16:9

Jazzfest Berlin 2024: Warum der Jazz so enorm politisch ist, weit über seinen Tellerrand hinaus

Berlin

Europa

Moabit

Wer in Potsdams Kunsthaus Das Minsk die Ausstellung „I’ve Seen the Wall. Louis Armstrong auf Tour in der DDR 1965“ sehen will, muss erst einmal durch einen goldenen Vorhang schlüpfen; der ist jenem des damaligen <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/friedrichstadtpalast">Friedrichstadtpalastes</a> nachempfunden, Schauplatz von Armstrongs Auftritten in <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/ostberlin">Ost-Berlin</a> zwischen dem 20. und dem 22. März 1965. Zwar gibt es von dem legendären Konzert nur Schwarz-Weiß-Bilder, doch die Kuratoren, die Minsk-Direktorin Paola Malavassi und der amerikanische Jazzpianist Jason Moran, sind sich sicher: Er muss golden gewesen sein.

Siebzehn Konzerte hat Louis Armstrong 1965 in der DDR gespielt, als erster Superstar aus dem Westen. Eine Ausstellung in Potsdam beleuchtet dies nun facettenreich. Gelungen?

Louis Armstrong in der DDR: „I’ve Seen the Wall“ zeigt das Private und die Politik

Politik

Die Bluesrezeption in der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/ddr">DDR</a> kann als nahezu klassische Geschichte eines Widerspruchs in sich gelesen werden – oder als jene eines Zauberlehrlings, der sich gegen seinen Meister kehrt. Ähnlich, wie man sich mit Ausrufung der sozialistischen Republik als das bessere Deutschland wähnte, dessen antifaschistische Bürger geschlossen gegen die – sich natürlich ausschließlich im korrupten Westen wiederfindenden – Nazis kämpften, machte sich das DDR-Regime das Ringen um die Bürgerrechte der Afro-Amerikaner zu eigen: als Kampf gegen ein imperialistisches System, den es zu unterstützen galt.

Der Blues-Pianist James Booker aus den USA trat 1976/77 in Ost-Berlin und Leipzig auf. Eine Rarität für die Blues-Szene in der DDR. Wie war sie drauf?

Erst gefördert, dann gefürchtet: Der Blues in der Deutschen Demokratischen Republik

Kultur

Seit fünf Jahren kuratiert Nadin Deventer das Jazzfest Berlin – und keins davon war, wie sie selbst sagt, „normal“. Zunächst hatte sie 2018 und 2019 der über die Zeit behäbig gewordenen Institution in politischer, ästhetischer und musikalischer Hinsicht das dringend benötigte, frische Leben eingehaucht; dann musste sie sich den Herausforderungen stellen, welche die Pandemie Veranstalter:innen – nicht nur, aber vor allem – der Kulturbranche aufgezwungen hatte.

Ein junges Publikum soll es erreichen, aber auch an Traditionen anknüpfen: Das 59. Jazzfest, geleitet von Nadin Deventer, setzt auf 39 internationale Acts.

Victoriah Szirmai

Jazzfest Berlin 2024: Warum der Jazz so enorm politisch ist, weit über seinen Tellerrand hinaus

Louis Armstrong in der DDR: „I’ve Seen the Wall“ zeigt das Private und die Politik

Erst gefördert, dann gefürchtet: Der Blues in der Deutschen Demokratischen Republik

Der Sound der Veränderung: Das Jazzfest steht für brachiale Energie ohne Filter