Vor 25 Jahren, am 15. August 1998, startete Apple mit dem Verkauf des ersten iMac (G3). Der bunte All-in-one-Rechner rettete den Konzern aus seiner schwersten Krise. Mittlerweile stehen iMacs der zehnten Generation in den Stores.
Firmengründer Steve Jobs war zwischen 1985 und 1996 nicht in die Geschicke von Apple involviert, nach einem Streit mit Geschäftsführer John Sculley hatte er das Unternehmen verlassen. Falsche Entscheidungen des Managements sowie ein zu großes Produktportfolio waren die Hauptgründe für den schleichenden Niedergang des Technologieunternehmens. Erst die Rückkehr von Jobs als CEO und der Erfolg des G3 als Massenprodukt brachte Apple wieder in die Gewinnzone.
Werbeprofi Ken Segall konnte Jobs noch im letzten Moment umstimmen. Der zurückgekehrte Chef wollte Apples neuen Computer eigentlich „MacMan“ nennen, aber letztendlich zeigte er sich für den Vorschlag „iMac“ offen. Das „i“ steht sowohl für „Internet“ als auch für „Individualität“ und „Innovation“. Während seines Ausstiegs hatte Jobs die Firma NeXT-Computer gegründet, die von ihm entwickelten Programme wurden später Teil der macOS-Software.
Wie der iMac den Computer revolutioniert hat
Mit den Worten „die Aufregung des Internets, die Einfachheit von Macintosh“ hatte Jobs gut drei Monate zuvor, am 6. Mai, den neuen iMac erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert. Er sollte aus der Masse der „hässlichen“ PCs herausstechen. Schon bald revolutionierte der Rechner das Design von Heimcomputern, die zuvor stets langweilig in neutralen beigen, grauen oder schwarzen Farbtönen produziert worden waren. Nun bestand die Rückseite des 15 Zoll großen All-in-one-Rechners aus einem halb durchscheinenden Gehäuse aus Polycarbonat, das Einblicke ins Innenleben gewährte.
Das erste Modell zeigte sich in „Bondi Blue“, angeblich angelehnt an das blaue Wasser des Bondi-Beach in Australien. Die Farbigkeit des ersten iMac wurde um weitere Nuancen wie „Blueberry“, „Grape“, „Lime“, „Strawberry“ und „Tangerine“ ergänzt. Der Werbeslogan lautete: „The most colorful way to the internet.“
Doch nicht nur die Optik des Rechners sollte zukunftsweisend sein: Statt eines Diskettenlaufwerks setzte Apple auf ein CD-ROM-Laufwerk, das marketingwirksam als „Superdrive“ bezeichnet wurde. Herzstück des iMac war der PowerPC-750-Prozessor (PowerPC war 1991 eine Allianz zwischen Motorola, IBM und Apple) mit 233 MHz, 32 Megabyte RAM und einer 4 Gigabyte großen Festplatte. Darüber hinaus wurden die alten Desktop-Schnittstellen durch neue Universal-Serial-Bus-Ports (USB) ersetzt. Die sind heute schon lange Standard, damals mussten sich Nutzer noch Adapter besorgen, um ihre alten Peripheriegeräte weiterhin daran betreiben zu können.
Der Rechner verfügte über eine Infrarot-Schnittstelle (IrDA), neben einem Ethernet-Anschluss war ein Modem eingebaut. Auch Computermaus und Tastatur mussten per USB mit dem Rechner verbunden werden. Zu den zahlreichen Neuerungen zitierte Jobs den Leitspruch des Eishockey-Stars Wayne Gretzky: „Man muss dahin fahren, wo der Puck hinfliegen wird, nicht dahin, wo er war.“
Die äußere Gestaltung des ersten iMac stammte übrigens von Chefdesigner Jonathan „Jony“ Ive, der gemeinsam mit Jobs zu Apple zurückgekehrt war und das Unternehmen erst 2019 nach fast drei Jahrzehnten verließ. Der Start des Computers war extrem einfach, nach dem Anschluss von Netz- und Tastaturkabel konnte der PC sofort loslegen. Ausgeliefert wurde der iMac mit dem Betriebssystem MacOS 8.1 oder 8.5. Mit eingebautem Tragegriff war er problemlos zu transportieren, allerdings wog das neue Schmuckkästchen 18 Kilogramm.
Zur Markteinführung in Deutschland betrug der Preis für einen iMac 2999 D-Mark (1533 Euro) – in den USA waren es 1299 Dollar (rund 1180 Euro) – zuzüglich Mehrwertsteuer. Inflationsbereinigt würde der Preis etwa 2300 Euro entsprechen. Die vorgestellten Apple-Rechner hatten übrigens im Vergleich zu Windows-PCs mit Intels Pentium-2-Prozessoren große Geschwindigkeitsvorteile.
iTunes, iPod und ab 2007 das iPhone waren damals noch Zukunftsmusik, obwohl erst sie für den durchschlagenden Erfolg des Unternehmens sorgten. Im Laufe der letzten 25 Jahre hat sich auch der iMac mächtig weiterentwickelt. 1999 wurde mit dem iMac DV (Digital Video) ein weiterer großer Schritt vollzogen, es war das erste Modell mit einer FireWire-Schnittstelle. Künftig existierten nur noch zwei Rechnerlinien, mit jeweils einem Gerät für den stationären und den mobilen Einsatz: Für Heimanwender der iMac und das iBook, für Profis der Power Mac und das PowerBook.
Apple: Vom Start-up zur ertragreichsten Firma der Welt
Ab 2002 wurde die zweite Generation von iMacs mit Prozessorgeschwindigkeiten zwischen 700 MHz und 1,25 GHz angeboten, 2004 ging mit dem iMac G5 die dritte Generation an den Start. Dabei befand sich der eigentliche Rechner komplett hinter dem Flachbildschirm. Mit der vierten Generation wurde im Januar 2006 der erste Apple Macintosh mit einem Intel-Prozessor vorgestellt. Die noch von Jobs im August 2007 präsentierte fünfte iMac-Generation verfügte über eine Hülle aus Aluminium und Glas.
Parallel dazu gelang Apple mit dem iPhone der ganz große Wurf. Das Smartphone sollte den gesamten Mobilfunkmarkt verändern und mit Touchscreen und Finger-Zoom neue Standards setzen. Mittlerweile ist es für 56,1 Prozent des Unternehmensumsatzes verantwortlich.
Die sechste, siebte und achte Modellreihe des iMac bot keine revolutionären Modifikationen. 2019 enthielt der iMac einen 6-Kern-Intel-Core-Prozessor. Seit 2021 gab es einen Rechner mit 24-Zoll-Display und M1-Chip. Eine drahtlose Tastatur mit Touch-ID gehört inzwischen zum Standard. Für professionelle Anwender ist der iMac Pro das Flaggschiff-Modell, 2023 ist der neue Mac Pro mit M2-Ultra-Chip auf den Markt gekommen – inklusive 27-Zoll-Bildschirm.




