Wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben sich laut der UN mehr als 150.000 Ukrainerinnen und Ukrainer auf die Flucht nach Polen begeben. An den polnisch-ukrainischen Grenzübergängen kommen die Menschen in Scharen, um sich aus den Kriegsgebieten in Sicherheit zu bringen. Viele polnische Bürgerinnen und Bürger haben Solidaritätsaktionen gestartet. Auch die polnische Regierung hat den Geflüchteten ihre volle Solidarität zugesichert.
Die Menschen werden an den Grenzorten in Busse und Shuttles gebracht und in Unterkünfte im ganzen Land verteilt. Die polnische Bahn hat angekündigt, dass alle ukrainischen Geflüchteten die polnische Regionalbahn kostenlos nutzen dürfen. Viele Helfende organisieren sich in Facebook-Gruppen, schicken Proviant an die Grenzorte für die ankommenden Geflüchteten und leisten Hilfe. Es bilden sich spontane Auto-Shuttles und Mitfahrgelegenheiten von polnischen Bürgerinnen und Bürgern in den Grenzregionen, die die Ukrainerinnen und Ukrainer in Unterkünfte von Privatpersonen bringen wollen. Auch private Busunternehmer bieten ihre Hilfe an und organisieren kostenlose Transporte.

Die größte Facebook-Gruppe, wo sich Ukrainer und Polen über die Situation an der Grenze und notwendige Hilfe verständigen, heißt „Pomoc dla Ukrainy“ („Hilfe für die Ukraine“). Dort wird auch über die Situation an den Grenzgängen aktuell berichtet. Die Einträge der Ukrainerinnen und Ukraine geben einen Hinweis darauf, welche humanitäre Katastrophe der Krieg in der Ukraine zur Folge haben wird. Kinder, Mütter, Menschen mit Behinderung, Menschen mit schweren Krankheiten befinden sich auf der Flucht und suchen nach Unterkunft, Medikamenten, Hilfe. In der Gruppe schreiben viele verzweifelte Ukrainer, die sich in den umkämpften Städten wie Kiew oder Charkiw befinden.
Einer der wichtigsten Grenzübergänge, wo sich die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer versammeln, heißt Medyka in der Nähe von Przemysl. Dort wachsen allerdings die logistischen Probleme. Augenzeugen berichten, dass die Supermärkte leer gekauft werden. Außerdem soll es an einigen Tankstellen keinen Sprit mehr geben. Zudem kann man an vielen Bankautomaten kein Bargeld mehr ziehen. Hilfsorganisationen bitten die Polen darum, Lebensmittel nicht mehr nach Medyka zu bringen, sondern vor allem zu den Flüchtlingsunterkünften, für andere Städte bereitzuhalten oder die Situation an anderen Grenzübergängen zu prüfen.

Am Sonntagmorgen hat der Bürgermeister von Przemysl, Wojciech Bakun, folgenden Post auf Facebook geteilt: „Bitte bringen Sie keine Hilfsmittel nach Przemysl. Im Moment haben wir absolut alles in großen Mengen! Die Menschen haben so viel Hilfe organisiert, dass alle unsere Lager voll sind. Wir können zurzeit keine weiteren Sendungen annehmen! Die Hilfe […] wird bald an anderen Orten, in anderen Städten gebraucht werden! Bitte kommen Sie nicht nach Przemysl mit der Absicht, Menschen, die aus der Ukraine fliehen, an andere Orte zu bringen. Es gibt organisierte Transporte in alle Städte, und es wird nicht möglich sein, mit dem Auto vorzufahren und in der Stadt oder auf nahe gelegenen Parkplätzen auf die Freiwilligen zu warten.“
