Saint-Rémy-de-Provence-Das Couture-System ähnelt einem elitären Club, für dessen Beitritt es mehr als nur die finanzielle Hürde zu überwinden gilt. Es hält sich ja das Vorurteil, dass Superreiche aus Fernost oder Russland in Paris wahllos Dutzende von Kleidern ordern, nur weil sie teuer sind. Bis auf wenige Ausnahmen stimmt das aber nicht. Denn Couture ist eine Lebenseinstellung. Neunzig Prozent der Kundinnen kaufen Couture, weil sie Wert auf das Handwerk legen. Sie wollen die Kleider ein Leben lang tragen und bewahren, um sie später einem Museum zu vermachen. Die BBC brachte vor einigen Jahren eine sehr schöne Dokumentation über die Amerikanerin Susan Gutfreund. Als Mitglied der New Yorker Society lernte Gutfreund das Metier Anfang der 80er-Jahre kennen und lieben. Voller Leidenschaft beschrieb sie in dem Film jede Stickerei, jedes Detail, und man erfuhr, dass sie ihre Kleider wie Schätze hütet. Da die Kleider alle speziell auf ihren Körper geschneidert sind, lebt sie in einer Art Dauerdiät. Nur im Notfall werden die Stücke ins Atelier geschickt, um sie ändern zu lassen.

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