Berlin-Der Buchstabe Z ist in Verruf geraten als Zeichen russischer Kriegspropaganda. Natürlich hat der Buchstabe Z im Namen des Kreuzberger Restaurants eine ganz andere Bedeutung. Es sind weder russische Propaganda noch Zorro gemeint, auch nicht der Film „Zorba the Greek“ (Alexis Sorbas). Das Z ist eine Hommage an den gleichnamigen Politthriller des großen griechischen Regisseurs, Constantin Costa-Gavras, aus dem Jahr 1969. Auch sonst hat das Z in der Friesenstraße wenig zu tun mit den Klischees über Griechenland und seine Küche.
Neuhellenische Speisekarte
Eine wohltuende Ausnahme, denn von allen internationalen Küchen in dieser Stadt hat sich die griechische am wenigsten wegentwickelt von den klischeebehafteten Wünschen deutscher Touristen an die Küche des Mittelmeerraums. In vielen griechischen Lokalitäten beugt man sich einfach ohne Protest der teutonischen Vorliebe für Fleischplatten und Tsatsiki und löscht den Gästebrand mit dem unvermeidlichen Ouzo. Wohingegen sich die italienischen Restaurants in Berlin vielfach einer urbaneren und modernere Variation ihres Landesküche zugewandt haben, weg vom Einerlei aus Bruschetta, Spaghetti Ragout und Pizza Tonno.
Dabei weiß jeder, der einmal in Griechenland war, dass das Essen dort oft fantastisch und auf der Höhe der Zeit ist. Sollten Sie beispielsweise einmal in Iraklio sein, der Hauptstadt Kretas, dann besuchen Sie unbedingt das Restaurant Peskesi (Kapetan Charalampi 6-8, auf jeden Fall reservieren), wo man nur Zutaten verwendet, die auf Kreta wachsen oder gezüchtet werden; sicherlich eines der besten Restaurants der an Gaststätten wirklich nicht gerade armen Insel.
Als Neuhellenisch bezeichnet das Z seine Speisekarte. Das klingt schon mal besser als „Gyrosplatte Dionysos mit Tsatsiki und Pommes“ und ist es auch. Das Z bietet eine Auswahl klassischer griechischer Gerichte und exklusiver Weine. Man kocht mediterran, was als eines der gesündesten Ernährungskonzepte gilt: gegrillter Fisch, geschmortes Fleisch, gedünstetes Gemüse, wenig Fett, viel Öl.
An einem Sonntagabend ist das Z schon gegen 19 Uhr fast bist auf den letzten Platz besetzt mit einer Mischung aus Berliner Politprominenz, Anwohnern, Stammgästen und Touristen. Der Service ist routiniert und freundlich. Abgesehen von karierten Tischdecken hat man glücklicherweise auf alle Folklore verzichtet: Keine blauweißen Flaggen, weder Fischernetze noch Fotopanoramatapeten von Santorini in der Sonne trüben die Atmosphäre. Der Wein (Sauvignon blanc) ist ordentlich, wenn auch mit acht Euro pro Glas (0,2 l) offenbar schon der steigenden Inflation angepasst. Es gibt geschmortes Lamm mit gedünstetem Gemüse und Kartoffelpüree sowie Lachs, dazu Spinat und Kartoffeln.
Das ist jetzt nicht der Gipfel der Originalität, aber eine sehr ordentliche Küche, frisch und auf den Punkt zubereitet. Das Lamm ist zart und im Geschmack nicht zu durchdringend, das gedünstete Gemüse immer noch bissfest. Der Fisch ist überraschend saftig, was eine Seltenheit ist, denn Lachs kommt oft zu trocken auf den Teller, gerade am Wochenende, wenn viele Restaurants ihre Restbestände verkochen. Fazit: Das Z ist eine gute Adresse, die Mischung der Gäste, die Geschwindigkeit des Services und die leichte mediterrane Küche machen den Abend zu einer runden, nicht zu prätentiösen Angelegenheit.
Bewertung: 3 von 5
Z, Friesenstraße 12, 10965 Berlin, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag jeweils 17 - 24 Uhr.



