Corona-Update zum Wochenende

Jetzt kommt die Impfpflicht, ein bisschen

Karl der Große macht das Rennen, ein neues Gesetz führt die Impfpflicht ein und die Pandemie führt zu einer Übersterblichkeit: das Corona-Update zum Wochenende.

Vereidigung des neuen Ministers: Karl Lauterbach am Ziel.
Vereidigung des neuen Ministers: Karl Lauterbach am Ziel.Imago

Liebe Leserinnen und Leser, das Corona-Wochenende beginnen wir mit einer guten Nachricht. Ein echter Experte hat nun die Fäden im Bundesgesundheitsministerium in der Hand: Seit Mittwoch ist der Mediziner Karl Lauterbach (SPD) Gesundheitsminister. Wohl auch, weil der oberste Coronamahner, der in den zurückliegenden Pandemiejahren in fast jeder Talkshow – mehrmals – zu sehen war, bei der Bevölkerung so beliebt ist. Als er sein Team für das Dreierbündnis mit Bündnis 90/Die Grünen und FDP am Montag vorstellte, sagte der neue Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dann auch: „Die meisten haben sich gewünscht, dass Karl Lauterbach Gesundheitsminister wird. Er wird es.“

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Mit Lauterbach leitet künftig nicht nur ein Arzt das so wichtige Gesundheitsressort, sondern ein Arzt mit Harvard-Professur für Epidemiologie. Die Akzente für seine Amtszeit sieht Lauterbach ganz klar bei der Pandemiebekämpfung, bei der Amtsübergabe im Gesundheitsministerium sagte er: „Die Gesundheitspolitik kann aus meiner Sicht nur erfolgreich sein, wenn sie sich an der evidenzbasierten Medizin orientiert. Die wichtigste Aufgabe für das Haus ist, die Pandemie zu beenden.“ Ob der medienaffine Pandemiemahner als Chef der Gesundheitsbehörde aber auch zum Pandemiebezwinger wird, muss sich in den nächsten Monaten noch zeigen.

Am Freitag stimmten Bundestag und Bundesrat dann auch gleich einer Anpassung des Infektionsschutzgesetzes zu. Größte Neuerung: Eine Teil-Impfpflicht für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflegeheimen, Kliniken und Arztpraxen. Bis Mitte März kommenden Jahres müssen die Beschäftigten dann nachweisen, dass sie vollständig geimpft oder genesen sind. Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, müssen wiederum das nachweisen. Um die jetzt wieder steigende Impfnachfrage zu sichern, können neben Ärztinnen und Ärzten außerdem bald Apothekerinnen, Zahn- und Tierärzte Menschen ab 12 Jahren impfen, wenn sie vorab eine Schulung besucht und geeignete Räumlichkeiten gefunden haben. Mit der Änderung im Infektionsschutzgesetz erhalten die Länder außerdem mehr Spielraum in der Pandemiebekämpfung. Konkret bekommen die Länder mehr Möglichkeiten für strengere Kontaktbeschränkungen. Ist die lokale Corona-Lage besonders kritisch, ist es nun möglich, bei privaten Zusammenkünften auch genesene oder geimpfte Personen bei der vorgegebenen Personenanzahl mitzuzählen. Bisher zählen Geimpfte oder Genesene bei der Höchstgrenze nicht mit. Auch können Versammlungen und öffentliche Veranstaltungen wie bei Sportereignissen verboten werden.

Zu den traurigsten Nachrichten dieser Pandemie gehören ganz ohne Zweifel die Masse der Verstorbenen. Fast 105.000 Menschen sind laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) in den vergangenen knapp zwei Jahren an ihrer Corona-Infektion gestorben. Allein am Donnerstag starben 484 Menschen. Eine aktuelle Auswertung des Statistischen Bundesamtes verdeutlichte Mitte der Woche: Die Corona-Pandemie hat in Deutschland zu einer Übersterblichkeit geführt. Ab März 2020 hat sich die Pandemie in einigen Monaten deutlich auf die Sterbezahlen ausgewirkt, allein im April vergangenen Jahres – Höhepunkt der ersten Welle – gab es eine Übersterblichkeit von 10 Prozent im Vergleich zu den Mittelwerten der vier vorangegangenen Jahre. Als die Pandemie im Sommer abflachte, gingen damit auch die Sterbezahlen zurück, ehe sie ab Oktober, kurz vorm langen Lockdown, wieder anstiegen. Allein im Dezember 2020 „lag die Zahl der Gestorbenen dann 32 % über dem mittleren Wert der Vorjahre“, wie das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung schreibt.

Entlassen möchte ich Sie mit hoffnungsvollen Zahlen aus Berlin, in der Hauptstadt kündigen sich nämlich langsam bessere Zeiten an. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter und lag am Freitag bei 342,2. Genau 73 Prozent der Berlinerinnen und Berliner sind geimpft. Es geht also vorwärts, wenn auch langsam.

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