Food-Tipps am Wochenende

Beim Japaner trinkt man Bier! Und Udagawa ist einer der besten der Hauptstadt

In Mayonnaise getränkte Nigiri und frittierte Maki-Rollen bleiben einem hier erspart. Bei Udagawa gibt es echten Wasabi und bissfesten Fisch. Gehen Sie hin!

 Frischer Tofu mit Thunfischflocken (links) und Osinko-Gemüse
Frischer Tofu mit Thunfischflocken (links) und Osinko-GemüseKatrin Streicher

Berlin-Sollten Sie schon mal in Japan gewesen sein, kennen Sie die große Verzweiflung. Denn will man in Deutschland die kulinarischen Urlaubserlebnisse wiederaufleben lassen, wird man heftig enttäuscht. Wer in Berlin „japanisch“ essen gehen möchte, der muss sich immer noch mit in Mayonnaise getränkten Nigiri, totfrittierten Maki-Rollen, Fake-Wasabi (gefärbter Meerettich) und anderen „kreativen“ Ideen schlechter kalifornisch-japanischer Fusionküche zufrieden geben. Bissfesten und extrem frischen Fisch dagegen bekommt man eigentlich gar nicht.

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Doch Berlin hat ja fast vier Millionen Einwohner und wäre keine Weltmetropole, wenn sie nicht einen - oder mehrere, aber das lesen Sie nächste Woche - Auswege zu bieten hätte. Und hier kommt sie, die Nr.1 unser Serie: 100 Prozent Japan. Und dafür müssen Sie nichts weiter tun, als nach Steglitz zu fahren.

Das Udagawa in der Feuerbachstraße ist eine Institution und als solche leider fast in Vergessenheit geraten. Das ist schade, denn hinter der unscheinbaren Fassade verbirgt sich eines der besten japanischen Restaurants der Stadt. Schon der Yuzu-Cocktail, der zur Begrüßung gereicht wird, ist eine Offenbarung. Er basiert auf Yuzu-Likör und Sekt und erweist sich als raffinierte Variante des French 75. Die Yuzu-Frucht ist eine Mischung aus Zitrone und Mandarine, hierzulande ist sie vor allem als Trendzutat für Fernsehköche bekannt, was sie eigentlich nicht verdient hat.

Die Küche des Udagawa legt nicht nur viel Wert auf die Produktqualität, sondern auch auf Saisonalität. Das macht sich schon bei den Vorspeisen bemerkbar. Der frische Tofu bildet mit den getrockneten Thunfischflocken, mit denen er serviert wird, eine geniale Mischung. Die feine Säure des Tofu harmoniert hervorragend mit dem salzigen Fisch.

Auch das eingelegte und trotzdem überaus knackige Gemüse (Osinko) überzeugt. Beim frittierten, fettigen Hähnchen (Karaage) müssen Sie sofort an eine Kneipe in Shibuya und ein eiskaltes Bier denken. Die auf Eis servierten und in Tempura-Soße eingelegten Auberginen bilden eine saisonale Besonderheit und sind besonders an heißen Sommerabenden erfrischend.

Aus einem vorherigen Besuch ist dem Autor bekannt, dass die warmen Hauptgerichte mit der Qualität der Vorspeisen nicht ganz mithalten können. Das gilt gerade für das Entenfleisch und die leider etwas zu lasche Brühe bei den Eintopfgerichten. Beim Sushi offenbart sich jedoch Herrn Abes ganzes Können, denn gelernt ist gelernt. Abe ist seit 1979 ausgebildeter Koch und seit Mitte der Achtziger in Deutschland. Nach Stationen im Alsterhaus und bei der Restaurantkette Daitokai (die letzte Filiale in Berlin befand sich im Europazentrum und musste gerade schließen) übernahm er das Udagawa von seinem japanischen Vorbesitzer und betreibt es heute zusammen mit seiner Frau.  Durch gutes Handwerk und sorgsam kuratierte Zutaten sticht das Udagawa aus der Masse der Berliner Sushi-Restaurants heraus.

In Japan trinkt man übrigens auch in hochpreisigen Restaurants am liebsten Bier. Und nirgendwo auf der Welt wird das Getränk kälter serviert als in Nippon - zum Sushi. Aber auch, wer lieber Sake trinken oder japanischen Whisky probieren will, kommt auf seine Kosten. Da sich gerade japanischer Whisky in Europa einer immer größeren Beliebtheit erfreut, dürfen einige von Abes Flaschen als Raritäten angesehen werden. Besonders empfehlenswert nach dem Essen: 12-jähriger Hakushu aus der Yamanashi-Präfektur, die auch den heiligen Berg der Japaner, den Fuji-San, umschließt. Kampai!

Bewertung: 4 von 5 Punkten

Udagawa, Feuerbachstraße 24, 12163 Berlin, täglich von 17.30 Uhr bis 22.30 Uhr, Dienstag Ruhetag.

Hideki Abe, Geschäftsführer des japanischen Restaurants Udagawa
Hideki Abe, Geschäftsführer des japanischen Restaurants UdagawaKatrin Streicher

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