Berlin-Es sind keine guten Nachrichten für die Menschen, die mit der Bahn verreisen wollen oder täglich mit der S-Bahn zur Arbeit fahren. So, wie die Dinge liegen, wird es in nicht allzu ferner Zukunft wieder zu einem Warnstreik bei der Deutschen Bahn kommen.
Dabei ist die 3,2-prozentige Lohnforderung der Lokführergewerkschaft GDL moderat. Auch die Forderung nach einer Coronaprämie kann schwerlich als klassenkämpferische Hybris abgetan werden, andere Unternehmen haben schon mehrere Zusatzzahlungen dieser Art geleistet. Dass die GDL außerdem verlangt, auf die Kürzung von Betriebsrenten zu verzichten, ist ebenfalls nicht verwunderlich.
Es sind Faktoren außerhalb der eigentlichen Tarifauseinandersetzung, die diesem Streit seine Schärfe geben. Nicht nur für die DB, auch für die GDL-Konkurrenz EVG geht es um Macht. Beide stehen schon seit langem unter dem Verdacht, zuweilen zu eng zusammenzuarbeiten. Gewerkschaftsobere haben gut dotierte Jobs bei der Bahn bekommen, umgekehrt steht die EVG dem Bundesunternehmen loyal zur Seite, wenn es gilt, Forderungen nach Strukturänderungen abzuwehren. Käme die Bahn der GDL jetzt zu sehr entgegen, geriete die fein austarierte Macht- und Loyalitätsbalance in Gefahr.

