Finanztipp

Vom Hobby zur Geldanlage

Wein, Whiskey, Uhren und Kunst sind Sammelobjekte, die auf Auktionen große Gewinne bringen können. Wer darauf zählt, muss allerdings Zeit investieren.

Blick auf eine Dior-Handtasche aus der Ann and Gordon Getty Collection, die bei Christie's New York versteigert wurde.
Blick auf eine Dior-Handtasche aus der Ann and Gordon Getty Collection, die bei Christie's New York versteigert wurde.imago/ZUMA Wire

Das eigene Hobby zur Geldanlage zu machen, ist eine Idee, die lukrativ sein kann. „Wichtig ist, dass man sich für Wein, Whiskey oder Uhren interessiert“, sagt Maximilian Kleyboldt, stellvertretender Direktor der Bethmann Bank AG in Frankfurt am Main. Wer zum Beispiel Kunst sammeln will, sollte Gefallen an den gekauften Bildern haben. Der Verkauf in einem Auktionshaus sollte möglichst nicht der Anschaffungsgrund sein, sagt er. Bei einer günstigen Marktentwicklung können Sammler ihre Investments später erfolgreich versilbern. Wir fragten Experten, worauf zu achten ist.

Voraussetzungen fürs Sammeln: „Zur Diversifikation eines Portfolios können zum Beispiel Kunst, Wein und Uhren hinzugefügt werden“, sagt Kleyboldt. Sie seien sogenannte illiquide Assets, also Werte, die nicht unmittelbar in Cash umgewandelt werden können und keine laufende Rendite abwerfen. Sie könnten als sogenannte Wertespeicher genutzt werden – besonders in Zeiten der Inflation. Aber: Nicht mehr als fünf bis zehn Prozent des Kapitals sollten in solche Anlagen investiert werden, rät Kleyboldt. Er ist Certified Financial Planner (CFP) und im Vorstand des FPSB Deutschland, dem Zertifizierungsverband der CFP-Professionals.

Wer sich für ein bestimmtes Produkt entscheidet, sollte sich mit diesem beschäftigen: „Bei Kunst zum Beispiel auf Auktionen oder Messen gehen, um zu sehen, was die Kunst wert ist“, sagt Kleyboldt, den Kontakt zu Künstlern oder Galeristen aufbauen, Preise recherchieren und die Echtheit überprüfen von dem, wofür man sich entschieden hat.

Die Aufbewahrung der Wertobjekte müsse sichergestellt sein und auch ihre Versicherung. „Eine normale Hausratversicherung deckt teure Kunstwerke oder andere Objekte nicht ab“, sagt Kleyboldt. Zwar sind Wertgegenstände wie Wein oder Uhren grundsätzlich eingeschlossen, aber die Höhe der Versicherung muss angepasst werden. Für Kunstwerke gibt es spezielle Versicherungen.

Auktionshäuser bieten kostenlose Schätzungen an

Um die Wertentwicklung zu prüfen, bieten Auktionshäuser wie das Londoner Auktionshaus Bonhams regelmäßig kostenlose Schätzungen in verschiedenen deutschen Städten an. Diese verpflichten nicht, das Kunstwerk, die Uhr oder die Weinkiste auch zu verkaufen, erklärt Andrea von Bredow, Repräsentantin für Bonhams in Frankfurt und Köln.

Wein: „Wein ist gemacht, um getrunken zu werden, er hält sich nicht ewig und seinen höchsten Wert hat er, wenn er am besten zu genießen ist“, sagt Richard Harvey, Global Head für Wein bei Bonhams. „Insofern ist er ein schreckliches Investment“, fügt er schmunzelnd hinzu. Wer Wein als Geldanlage sammeln möchte, sollte nach Auffassung von Harvey auch Weinliebhaber sein. Wissen aus Büchern könne das Interesse ergänzen.

Das Anbaugebiet, der Boden, die Rebsorten und die Jahrgänge sind Aspekte, die es anschließend zu beachten gilt. Gesammelt wird meistens Rotwein. „Er hält sich länger als Weißwein. Ihn zu sammeln ist aufregender“, sagt Harvey. Er arbeitet seit 25 Jahren bei Bonhams und hat erlebt, wie der Kaufpreis einer Flasche Burgunder von rund 3300 Euro auf 23.000 Euro anstieg. Jährlich veranstaltet Bonhams Auktionen in London, Paris, den USA, aber auch in Hongkong.

Seit etwa 20 Jahren sind Investoren aus China und anderen Ländern in Fernost eine wichtige Größe auf dem Markt für Wein geworden. Sie kaufen Weingüter in Frankreich und bieten auf Auktionen mit, sodass manche Preise in die Höhe geschossen sind. Im Dezember 2021 erzielte eine 12er-Kiste Romanée-Conti 1988 aus Burgund den Spitzenpreis von 341.600 Euro. „In der Regel verkaufen wir in einem etwas niedrigerem Preissegment“, sagt Harvey. Es würden auch Weine für weit unter 100 Euro versteigert.

Whiskey: „Beliebter als Wein ist Whiskey bei den Sammlern – vor allem Scotch, Whiskey aus Schottland“, sagt Harvey. Bekannte Destillerien sind The Macallan, Glenfiddich und Bowmore. Daneben erziele auch japanischer Whiskey zum Beispiel von Yamazaki und Hanyu hohe Preise. Der Weltauktionsrekord wurde von Bonhams im August 2020 aufgestellt: Ein Flasche Yamazaki-55 Year erzielte rund 800.000 Euro. Ein weiteres Highlight war die Glenfiddich-Collection 1937, die 2016 einen Rekordwert von rund 79.000 Euro erzielte. „Whiskey-Sammler sammeln häufig Jahrgänge desselben Whiskeys“, berichtet Harvey. Die Destillerien bringen teilweise mehrere Editionen pro Produkt heraus, die bei Auktionen, wenn sie komplett sind, besonders begehrt sind.

Uhren: Ein weiteres beliebtes Sammelobjekt sind Uhren – genau genommen: Herren-Armbanduhren. „Eine Uhr ist Ausdruck der Persönlichkeit ihres Besitzers. Es ist deshalb wichtig, das zu kaufen, was einem gefällt“, sagt Jonathan Darracott, Global Head für Uhren bei Bonhams. Dadurch zählen sie zu den Statusobjekten und wurden zu Sammlerstücken. Patek Philippe, Rolex, Omega sind bekannte Luxusmarken für Uhren, die auf Auktionen hohe Preise erzielen. Eine Patek Philippe Grandmaster Chime hat bei einer Auktion von Christie’s 2021 einen Preis von 33,5 Millionen Euro erzielt – der bisherige Versteigerungsrekord. Aber auch Deutschland habe gute Uhrenhersteller wie Glashütte Original oder A. Lange & Söhne, sagt Darracott.

Das Sammeln von Uhren lohnt sich auch schon in moderaten Preisklassen. „Man kann auch Uhren für 1000 Euro sammeln. Der prozentuale Preisanstieg ähnelt dem von Uhren für 10.000 oder 100.000 Euro“, sagt Darracott. Sammleruhren sind in der Mehrheit mechanische Uhren, also solche, die aufgezogen werden müssen. „Uhren mit Batterie gehen nach einer bestimmten Zeit kaputt und können nicht mehr repariert werden, weil es keine Ersatzteile gibt. Sie erzielen weniger hohe Preise.“

Sammler sollten den Karton und das beiliegende Zertifikat aufbewahren. „Er kann die Uhr durchaus tragen, sollte aber vorsichtig mit ihr umgehen“, rät der Experte. Zum Service sollte die Uhr nur in dem Fall gebracht werden, wenn sie nicht mehr funktioniert. Eine regelmäßige Überholung sei nicht notwendig. Das Armband könne getauscht werden, doch die Krone müsse Original sein. Diamanten oder Gold sind nicht zwangsläufig das, was einer Uhr ihren Wert verleiht. „Die Geschichte der Uhr und die Leidenschaft der Sammler für sie machen den Preis“, sagt Darracott.

Kunst: Gemälde, Drucke, Fotografien – der Kunstmarkt ist enorm breit und das Sammeln von Kunst in den vergangenen Jahren zunehmend beliebter geworden. „Wer Kunst als Investment erwirbt, sollte einen Fachmann wie einen Galeristen, Gutachter oder Kunsthändler hinzuziehen“, sagt Klaus Porwoll, Geschäftsführer von PecuniArs, einer Anlageberatung auf Honorarbasis in Berlin. Porwoll hat zuletzt mehreren Kunden Kunstwerke vermittelt. „Besondere Ertragschancen scheinen sich im Bereich der Kunst-Fotografie zu finden“, sagt er. Hier lasse sich mit kleineren Beträgen um die 2000 Euro beginnen. „So kann man das Anlagerisiko über mehrere Künstler streuen.“

Der Kunstmarkt an sich ist schwer einzuschätzen. „Der Kauf eines Kunstwerks ist vergleichbar mit dem Kauf einer einzelnen Aktie: Einige Leute haben Glück und wählen ein profitables Werk aus, andere wiederum nicht“, sagt Porwoll. Der World-All-Art-Index sei bis 2021 allerdings jährlich um 5,26 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Der MSCI Word, der die Wirtschaftskraft von 1650 Aktien weltweiter Unternehmen widerspiegelt, stieg um 7,74 Prozent pro Jahr. Der jüngst veröffentlichte Art & Finance Reports 2021 von Deloitte und ArtTactic bestätigt die positive Entwicklung. Die Studie sagt, „dass sich der Trend hin zu nachhaltigen Investitionen in Kunst weiter fortsetzt“.

Je größer der Zeitraum, desto höher das Risiko

Die Investition sollte laut Porwoll möglichst langfristig sein, „gerade auch um die steuerlichen Vorteile bei der Erbschaft mitzunehmen“. Allerdings gelte anscheinend: je größer der Zeitraum, desto höher das Risiko, dass der Künstler zukünftig nicht mehr angesagt ist. „Nur wenige Künstler bleiben beständig berühmt und ihre Werke gefragt. Im Durchschnitt werden deshalb drei Viertel der Werke innerhalb von fünf Jahren weiterverkauft“, berichtet Porwoll.