Das vielleicht wichtigste Ergebnis der US-Wahlen war der Sieg von Ron DeSantis: Der 44-jährige Nachfahre italienischer Einwanderer wurde mit einem Erdrutschsieg als Gouverneur von Florida wiedergewählt. Hatte er es 2018 nur mit hauchdünnem Vorsprung geschafft, so ließ DeSantis am Dienstag mit 59,4 Prozent seinem demokratischen Herausforderer keine Chance. DeSantis’ Sieg könnte das Ende der Ambitionen von Donald Trump bedeuten: DeSantis ist der erklärte Favorit der Republikaner für das Präsidentenamt, über das im Jahr 2024 entschieden wird. Er vertritt zwar konservative Positionen wie Trump, ist jedoch intellektuell scharfsinnig und nicht so sprunghaft wie Trump.
DeSantis ist ein Arbeiterkind, der es ganz nach oben geschafft hat. Er studierte in Yale und an der Harvard Law School. Einer seiner ehemaligen Kommilitonen berichtet dem Magazin New Yorker, DeSantis sei so schlau gewesen, dass es niemand gewagt habe, von ihm abzuschreiben. Man wäre aufgeflogen, denn die Professoren hätten sofort erkannt, dass derart scharfsinnige und originelle Argumente nur von DeSantis haben kommen können. Während der Corona-Pandemie rief er an einem Sonntagnachmittag den Virologen Jay Bhattacharya von der Stanford-Universität an, ließ sich alles über das Virus erklären und beendete den dreiwöchigen Lockdown in Florida. Er habe die Studien wirklich gelesen, sagt Bhattacharya heute – nicht bloß die Zusammenfassungen. DeSantis fuhr einen anderen Kurs als die Bundesregierung in Washington: Er war der Überzeugung, das Wichtigste sei der Schutz der vulnerablen Gruppen, vor allem der Kranken und Alten. Ansonsten lief das Leben in der Pandemie weiter wie bisher. Der New Yorker schreibt, die Zahlen in Florida entsprächen im wesentlichen denen von Kalifornien – wo es monatelange Lockdowns und andere Einschränkungen gegeben habe.
Wie Trump neigt der Abtreibungsgegner DeSantis auch zur Provokation: So ließ er kürzlich Migranten nach Martha’s Vineyard transportieren, um die dort ansässigen Superreichen aufzuschrecken. Die zynische Aktion sorgte für harsche Kritik, brachte DeSantis aber auch Zuspruch vom extrem rechten Rand.

