Berlin-Eigens erzeugter Solarstrom ist am günstigsten. Gerade jetzt, wo die Strompreise unerlässlich steigen und die Anbieter fortlaufend ihre Preise erhöhen, kann es sich lohnen, über eine eigene Photovoltaikanlage (PV-Anlage) nachzudenken. In Berlin besteht ab 2023 außerdem eine Solarpflicht. Auf jeden Neubau mit mehr als 50 Quadratmeter Nutzfläche muss eine PV-Anlage installiert werden. Auch bei bestehenden Gebäuden muss dann nachgerüstet werden, wenn aus anderen Gründen ein Dachumbau ansteht. Es besteht die Wahl zwischen Kaufen und Mieten von Solarmodulen. Die Kosten hierbei unterscheiden sich deutlich.
Insgesamt sind die Kosten für PV-Anlagen in den vergangenen Jahren stark gesunken. Laut der Verbraucherzentrale kostet eine PV-Anlage mit acht Kilowatt Leistung beispielsweise etwa 13.000 Euro. Je größer die Anlage, desto günstiger wird tendenziell der Kilowattpreis. Mit einer PV-Anlage lässt sich Strom für vier bis zwölf Cent pro Kilowattstunde erzeugen. Strom aus dem öffentlichen Netz hingegen kostet etwa 25 bis 32 Cent pro Kilowattstunde. Dass der Strom aus der eigenen Solaranlage günstiger ist, liegt vor allem daran, dass keine Steuern, Abgaben, Umlagen oder Entgelte gezahlt werden müssen. Lediglich eine Umsatzsteuer auf Eigenverbrauch fällt an.
Mieten einer Solaranlage: komfortabel, aber teurer
Immer mehr Energieversorger, aber auch Start-ups bieten PV-Anlagen auch zum Mieten an. Die meisten Anbieter übernehmen nicht nur die Installation der Anlage, die Anmeldung beim Netzbetreiber, sondern auch die gesamte Wartung. Dafür verlangen sie eine monatliche Miete, über eine Laufzeit von zumeist 20 Jahren. „Wem die Zeit für die Planung einer solchen Anlage fehlt, wer sich mit den technischen Details nicht beschäftigen möchte, aber trotzdem etwas für den Klimaschutz tun möchte, für den kann das Mieten einer PV-Anlage eine Option sein“, sagt Ines-Rutschmann, Energie-Expertin beim Verbraucherratgeber Finanztip. Allerdings bezahlt man für den Service: Bei einer Finanztip-Untersuchung zeigte sich, dass Kunden über 20 Jahre bei Mietangeboten insgesamt das Zwei- bis Dreifache zahlen würden, als bei einem Kauf.
Laut Verbraucherzentrale kosten solche Mietangebote zwischen 50 und 150 Euro im Monat. Was überschaubar klinge, summiere sich über die lange Laufzeit von bis zu 20 Jahren auf einen hohen fünfstelligen Betrag, der die Anschaffungskosten beim Kauf einer Anlage fast immer deutlich übersteige, so die Verbraucherzentrale. „Die Mietanbieter lassen sich in der Regel die letzte Stromrechnung geben, um dann einen Mietpreis zu vereinbaren, der darunter liegt“, sagt Rutschmann. Und der bleibe dann die ganze Laufzeit über konstant. „Für den Kunden rechnet sich das aber nicht, wenn der Strompreis fällt oder stagniert“, so Rutschmann. Und danach sehe es momentan aus – auf lange Sicht werde der Strompreis eher sinken als noch weiter ansteigen.
Fördermöglichkeiten für den Kauf einer Solaranlage
Der Berliner Mietanbieter Enpal bestätigt, dass immer ein Festpreis vereinbart wird. „So weiß der Kunde genau, was er zahlt, und hat volle Transparenz über seine Ausgaben. Die Miete bleibt konstant – auch bei Inflation“, sagt Stephan Rink, Vertriebsmanager bei Enpal. Und auch dann, wenn Solarmodule oder Wechselrichter mal nicht funktionieren, kümmert sich das Start-up. Während des Betriebs bestehen so keine größeren Kostenrisiken. „Nachteil ist, dass die Mietverträge bis zu 20 Jahre laufen und praktisch nicht kündbar sind. Auch bei einem Hausverkauf oder wenn das Haus vererbt wird, müssen diese weitergeführt werden“, so die Verbraucherzentrale.
„Ein Kauf ist insgesamt auf jeden Fall günstiger“, sagt Andreas Henning, Energieberater bei der Verbraucherzentrale Berlin. Allerdings müssen dann auf einen Schlag mehrere Tausend Euro finanziert werden. Wem das nicht ohne Weiteres möglich ist, kann zum Beispiel auf zinsgünstige Kredite von der Förderbank KfW zurückgreifen. In Berlin wurde außerdem das Förderprogramm EnergiespeicherPLUS verlängert. Damit können Berliner sich einen Batteriespeicher zusätzlich zur Solaranlage anschaffen und pro Kilowattstunde Speicherkapazität 300 Euro Förderung beantragen. Mit einem Batteriespeicher kann dann der Eigenverbrauchsanteil deutlich erhöht werden. Zwar gibt es für nicht eigens gebrauchten Solarstrom Geld in Form der Einspeisevergütung zurück – Strom, der über den Eigenverbrauch hinausgeht, wird ins öffentliche Netz abgegeben. Die Vergütung sinkt aber zunehmend und liegt momentan bei nur noch etwa sieben Cent pro Kilowattstunde. „Der Eigenverbrauchsanteil sollte bei mindestens 20 Prozent ohne Batteriespeicher und bei etwa 60 Prozent mit Batteriespeicher liegen, ansonsten rechnet sich der Kauf einer Anlage zumindest finanziell nicht“, sagt Henning.
Betriebskosten bedenken
Bei einem Kauf müssen außerdem die Betriebskosten bedacht werden. Etwa 150 bis 250 Euro – je nach Größe der Anlage – könnten jährlich anfallen, so Energie-Experte Henning. Darunter fällt dann die Versicherung gegen Schäden an der Anlage, mögliche Reinigungskosten oder nach Jahren auch mal der Austausch des Wechselrichters. Stimmen Stromverbrauch und Investitionskosten, sollte sich eine Anlage in der Regel nach zehn bis 14 Jahren amortisiert haben.



