Christian Sewing ist zufrieden. Der Vorstandschef der Deutschen Bank konnte am Donnerstag starke Zahlen präsentieren. Der Vorsteuergewinn von Deutschlands größtem Geldhaus stieg im vergangenen Jahr auf rund 3,4 Milliarden Euro. Unterm Strich blieb der Bank ein Gewinn von gut 1,9 Milliarden Euro. „Wir haben die Deutsche Bank nachhaltig zurück in die Gewinnzone und auf Wachstumskurs gebracht. Und wir haben uns fest vorgenommen, dass uns von diesem Kurs nichts mehr abbringt“, sagte CEO Sewing.
Die Worte spiegeln das neue Selbstbewusstsein wider, das in Frankfurt herrscht. Oder besser gesagt: wieder herrscht. Nach Jahren der Krise hat die Deutsche Bank in die Erfolgsspur zurückgefunden. So gut wie 2021 stand der Dax-Konzern zuletzt im Jahr 2011 da. Es war bereits der zweite Nettogewinn in Folge – im Jahr 2020 lag das Plus allerdings bei lediglich 113 Millionen Euro. Zuvor hatte die Deutsche Bank jahrelang rote Zahlen geschrieben und 2015 noch einen Rekordverlust in Höhe von 6,8 Milliarden Euro hinnehmen müssen – hauptsächlich im Zusammenhang mit schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäften und wegen teurer Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten.
Deutsche Bank: Fokus liegt jetzt auf Privatkundengeschäft
Es musste also etwas passieren. Und das tat es auch. 2019 war ein von Sewing verordneter tiefgreifender Umbau des Finanzinstituts in die Wege geleitet worden, mit dem die Deutsche Bank ihren Fokus wieder stärker auf das Privatkundengeschäft in Europa ausrichten und sich aus riskanteren Geschäften zunehmend zurückziehen wollte. Dazu gehört auch der weltweite Aktienhandel. Gleichzeitig wurden konzernweit Tausende Stellen gestrichen. CEO Sewing sieht die Bank auf einem guten Weg. Die Kosten des Umbaus habe man „fast vollständig“ hinter sich gelassen. Und alle vier Geschäftsbereiche, also Investmentbanking, Vermögensverwaltung, Unternehmens- und Privatkundengeschäft, hätten sich „wie geplant oder sogar besser“ entwickelt.
Vor allem das Investmentbanking – dazu zählt unter anderem der Handel mit Anleihen und Währungen – hat zum guten Ergebnis der Deutschen Bank beigetragen. Die Einnahmen stiegen hier um vier Prozent. Auch die Welle an weltweiten Fusionen und Übernahmen hat die Position des Geldhauses gestärkt. Und: Im zweiten Jahr der Pandemie musste die Bank deutlich weniger Geld für Kreditausfälle zurücklegen als im ersten Corona-Jahr. Wie der Konzern mitteilte, sei es außerdem gelungen, im Heimatmarkt Deutschland die Position als Marktführer zurückzugewinnen.
Deutsche-Bank-Chef will 2022 beweisen, dass Erfolg nachhaltig ist
An der Frankfurter Börse kamen die Unternehmenszahlen erwartungsgemäß gut an. Bis zum frühen Nachmittag legte die Aktie der Deutschen Bank um rund fünf Prozent auf zwölf Euro zu. Dass der Aufschwung kein Strohfeuer ist, das Geldhaus die Transformation erfolgreich bewältigt hat, will Konzernboss Sewing nun zeigen. 2022 sei das Jahr, „in dem wir dem Markt endgültig beweisen können, dass wir nachhaltig profitabel sind“, schrieb Sewing am Donnerstag in einer Nachricht an die Mitarbeiter, aus der die Nachrichtenagentur AFP zitiert. Für die Umbaupläne habe man zwar „viel Skepsis“ geerntet. Doch 97 Prozent der Belastungen habe man bereits hinter sich gelassen – ein Erfolg, den der Vorstandschef für sich verbucht.


