Umwelt

Widerstand gegen LNG aus Kanada formiert sich

In Kanada wollen Klimaschützer verhindern, dass Erdgas aus Fracking nach Deutschland kommt. Olaf Scholz sucht Ersatz für die Lieferungen aus Russland.

Caroline Brouillette
Caroline BrouilletteClimate Network Canada

Am Ende des Pressegesprächs hält Ron Tremblay ein Schild in die Kamera: „Wasser ist heilig!“ steht darauf. Der Grand Chief des Wolastoq Grand Council im kanadischen New Brunswick will seine Gesprächspartner aus Deutschland daran erinnern, dass das Leben in seiner Kultur andere Dimensionen kennt als Profit, Wachstum und Ausbeutung. Der Anführer der indigenen Volksgruppe kämpft darum, dass sein Land nicht vom rasant steigenden Energiebedarf zerstört wird.

Vor allem das sensible Ökosystem des St. John River ist gefährdet. Tremblay erzählt von seinem Großvater und den Überlieferungen, welche Bedeutung die Ufer des Flusses seit Generationen haben. Er bittet die Deutschen, sie mögen sich von ihrem Land fernhalten und nichts zerstören.

Tremblay wandte sich am Donnerstag gemeinsam mit Caroline Brouillette vom Climate Action Network Canada und Vertretern der Deutschen Umwelthilfe (DUH) an die deutsche Öffentlichkeit, weil Bundeskanzler Olaf Scholz mit einer großen Wirtschaftsdelegation in Kanada erwartet wird. Constantin Zerger von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sagte der Berliner Zeitung: „Wir sind schon des Längeren mit den kanadischen Kollegen im Austausch.“ Man sei geeint im Kampf gegen neue Fracking-Projekte in Kanada. Mit ihnen wollen die Kanadier Erdgas fördern und als Flüssiggas (LNG) nach Europa verschiffen. Vor allem die deutsche Industrie droht ohne russisches Gas zu kollabieren. Fracking ist in Deutschland verboten. Die Methode ist vor allem für das Trinkwasser problematisch. Zerger sagt: „Fracking ist besonders schädlich für Umwelt und Klima.“ Die DUH werde alles tun, „um den Import von Fracking-Gas nach Deutschland zu verhindern“.

Caroline Brouillette sagt, die Fracking-Projekte seien auch wirtschaftlich nicht sinnvoll: „Wenn die teuren Anlagen gebaut sind, sollte ganz Europa schon auf erneuerbare Energien umgestiegen sein. Es werden verlorene Assets sein.“ Kanada müsse in die Zukunft blicken und Deutschland helfen, sich von den fossilen Energieträgern zu verabschieden. Erdgas ist allerdings Teil der kanadisch-deutschen Energiepartnerschaft – und könnte angesichts der Russland-Sanktionen einen neuen Frühling in Kanada erleben. Das Thema ist kontrovers und scheint nicht auf der Agenda beim Scholz-Besuch. Die DUH setzt daher auf positive Vibes: „Wir hoffen sehr, dass es bei dem Besuch nur um grünen Wasserstoff geht. Das wäre ein sehr gutes Signal für die Menschen in Kanada und in Deutschland.“ In jedem Fall ist Grand Chief Tremblay ein ernst zu nehmender Gegner: Die Kanadier hatten vor einigen Jahren erfolgreich die Energy East Pipeline gestoppt. Seither fahren die Öltanker 12.000 Kilometer von British Columbia an die Ostküste. Sie nehmen einen Umweg über den Panamakanal.