Kanada stellt Deutschland eine Alternative zu russischem Gas bereit: grünen Wasserstoff. Und die ersten Abnehmer haben sich bereits gefunden. Der deutsche Energiekonzern Uniper hat laut einer Pressemitteilung mit dem kanadischen Unternehmen EverWind Fuels Company (EverWind) am Dienstag am Rande des Besuchs von Kanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck in Kanada eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.
EverWind ist ein privater Entwickler für die Produktion von grünem Wasserstoff und Ammoniak an der Atlantikküste in Nova Scotia und soll nun Uniper verbindlich 500.000 Tonnen grünen Ammoniak pro Jahr aus der Anlage Point Tupper bereitstellen. Point Tupper ist die erste mehrstufige Anlage zur Produktion und zum Export von grünem Wasserstoff und Ammoniak, die voraussichtlich Anfang 2025 den kommerziellen Betrieb aufnehmen soll. Insgesamt soll EverWind Uniper und dem weiteren deutschen Energiekonzern, E.ON, künftig eine Million Tonnen grünen Ammoniak zur Verfügung stellen.
„Ich freue mich, dass E.ON und Uniper jeweils eine Absichtserklärung über die Lieferung von grünem Ammoniak ab 2025 mit dem kanadischen Unternehmen EverWind Fuels unterzeichnet haben“, kommentierte Kanzler Scholz. Diese sei „ein wichtiger Schritt nicht nur zur Stärkung unserer bilateralen Wirtschaftsbeziehungen, sondern auch für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Energieversorgung“.
Später am Tag halten der kanadische Premierminister Justin Trudeau, Bundeskanzler Olaf Scholz, der Premierminister von Nova Scotia, Tim Houston, sowie weitere führende Vertreter aus Industrie und Politik eine Veranstaltung zum grünen Wasserstoff bzw. grünem Ammoniak ab. Jonathan Wilkinson, Kanadas Minister für natürliche Ressourcen, sowie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck werden eine gemeinsame Absichtserklärung zur Gründung einer deutsch-kanadischen Wasserstoff-Allianz unterzeichnen.
Warum aber grüner Ammoniak?
Zu dem Preis der künftigen Lieferungen macht Uniper allerdings keine weiteren Angaben. Warum soll aber grüner Ammoniak importiert werden? Der Sprecher des Branchenverbandes Zukunft Gas, Charlie Grüneberg, erklärte zuvor der Berliner Zeitung den schwierigen Zusammenhang aufgrund eines Vergleichs mit dem Flüssiggas LNG. „LNG muss man ‚nur‘ auf minus 161 Grad herunterkühlen, und dabei verliert das Gas trotzdem viel Volumen“, so Grüneberg. Man könne durch diese Verflüssigung relativ viel Erdgas mit einem Schiff transportieren. „Wasserstoff dagegen müssen Sie auf minus 253 Grad herunterkühlen. Dabei verliert er aber nicht so viel an Volumen wie das Erdgas.“ Das Problem am Ende: Der Prozess ist aufwendiger und teurer, die transportierte Menge aber geringer als bei verflüssigtem Erdgas.

