Welthandel

Streit der Supermächte: Worum geht es im Wettkampf von USA und China in Asien?

Erstmals exportiert China mehr Waren nach Südostasien als in die EU und die USA zusammen. Washington versucht den wachsenden Einfluss einzugrenzen.

Die zehn Staatschefs der Asean-Mitgliedsländer bei der Gipfel-Eröffnung am Dienstag in Jakarta.
Die zehn Staatschefs der Asean-Mitgliedsländer bei der Gipfel-Eröffnung am Dienstag in Jakarta.Achmad Ibrahim/dpa

Die regionale umfassende Wirtschaftspartnerschaft (Rcep) wurde erst im vergangenen Jahr gegründet – und ist bereits die größte Freihandelszone der Welt. Aus der Taufe gehoben haben sie die zehn Mitglieder des Verbands Südostasiatischer Nationen (Asean) zusammen mit China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland. Auf dem Asean-Gipfel, der von Dienstag bis Donnerstag in Indonesiens Hauptstadt Jakarta stattfindet, zeigt sich das wirtschaftliche Gewicht der Region – und es kommt zum Schlagabtausch zwischen den stärksten Wirtschaftsmächten USA und China.

Chinas Einfluss in der Region wächst. Erstmals hat die Volksrepublik mehr Güter in den Asean-Block exportiert als in die EU und in die USA zusammen. Wie der Wirtschaftsdienst Bloomberg unter Verweis auf Zahlen der britischen Großbank HSBC berichtet, ist der Warenwert im Jahresdurchschnitt auf 600 Milliarden US-Dollar angewachsen. „Es ist auch ein Beweis für die Überarbeitung der globalen Lieferketten“, sagte der Chefvolkswirt für die Region Asien bei HSBC, Frederic Neumann, dem Bericht zufolge. „Teile, die aus China bezogen werden, wandern zunehmend zur Endmontage nach Südostasien, bevor sie in den Rest der Welt exportiert werden.“

Gastgeber Jakarta: Asean sollen nicht Stellvertreter einer Großmacht werden

Der Asean-Gipfel wird überschattet von den geopolitischen Auseinandersetzungen der beiden Großmächte USA und China. Bei seiner Eröffnungsrede am Dienstag hatte der Präsident des Gastgeberlandes Indonesien, Joko Widodo, auf eine eigenständige Position und Einheit gepocht. Die Asean-Staaten hätten sich „darauf geeinigt, nicht zum Stellvertreter einer Großmacht zu werden und mit allen für Frieden und Wohlstand zusammenzuarbeiten“, sagte Widodo.

Washington will den Einfluss Chinas in der Region eingrenzen. Die amerikanische Regierung scheint deshalb ein neues Bündnis zu schmieden. Der Präsident der USA Joe Biden teilte Ende August mit, nicht am Asean-Gipfel teilzunehmen. Er lässt sich von Vizepräsidentin Kamala Harris vertreten. Stattdessen wird Biden unmittelbar nach dem G20-Gipfel am 10. September in Indien zu einem Staatsbesuch nach Vietnam reisen.

Medienberichten zufolge will Washington die Beziehungen zu Hanoi nach zehn Jahren umfassender Partnerschaft zu einer umfassenden strategischen Partnerschaft aufwerten. Damit hatte Hanoi lange gezögert, weil Vietnam eine wütende Reaktion aus China befürchtete. Ein intensiviertes Abkommen zwischen Hanoi und Washington könnte weitreichende Folgen haben. 

China: USA wollen Streit im Südchinesischen Meer ausnutzen

In China sieht man hierbei „Anlass zur Sorge über die Rolle, die Washington Hanoi in seiner geopolitischen Strategie zuweisen will“, wie die Staatszeitung China Daily am Dienstag berichtete. Vietnam und China sind 2008 eine umfassende strategische Partnerschaft eingegangen, doch die beiden Länder haben Gebietsstreitigkeiten im Südchinesischen Meer. „Angesichts der Tatsache, dass Washington versucht hat, Chinas territoriale Streitigkeiten mit den Philippinen zu seinem Vorteil auszunutzen, könnte es die gleiche Strategie anwenden, um den Streit zwischen Vietnam und China weiter zu verkomplizieren“, schreibt die chinesische Zeitung. Auch zwischen China und den Philippinen schwelt ein intensiver Konflikt um Seegebiete im Südchinesischen Meer.  „Schließlich ist das Ausnutzen von Streitigkeiten zwischen anderen Ländern das, wovon Washington sein strategisches Brot und seine Butter bekommt.“

Kein Land sollte gezwungen werden, sich für eine Seite zwischen den USA und China zu entscheiden, schreibt das Blatt weiter – was durchaus als implizite Drohung an Hanoi verstanden werden kann. Gegen den Hauptgegner im Westen wird kräftig ausgeteilt: „Wenn einige Länder Schwierigkeiten haben, ihre Beziehungen zur größten und zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt auszubalancieren, liegt das daran, dass Washington Druck auf sie ausübt, um sie zu Spielfiguren in seinem geopolitischen Spiel gegen China zu machen.“ 

Die vietnamesische Regierung hält sich offiziell bislang bedeckt. In seiner Rede auf dem Asean-Gipfel sagte Premierminister Pham Minh Chinh lediglich, dass die Mitgliedstaaten angesichts der zunehmenden Reibungen und des strategischen Wettbewerbs zwischen den großen Ländern „einen starken und geeinten Geist zeigen“ müssten.