Von Cargo-Röcken bis Tennis-Looks

Modetrends für den Frühling 2022: Das sind die beliebtesten Revivals

Sichtbare Boxershorts, lange Denim-Kleider, runde Bucket Bags: Was es in diesem Frühjahr neues Altes gibt.

Zeigt her eure Boxis: Bei Miu Miu wird nun sichtbar, was eigentlich unter die Hose gehört.
Zeigt her eure Boxis: Bei Miu Miu wird nun sichtbar, was eigentlich unter die Hose gehört.Miu Miu

Berlin-Natürlich sind die unvermeidbaren Blumenkleider wieder mit dabei. Und schlichte weiße Hemden, Jeansjacken, Bleistiftröcke, leichte Leder-Blazer. Unter die Trends des aufkeimenden Frühlings aber, wie sie in einschlägigen Heften postuliert werden, mischen sich auch ein paar weit weniger gefällige Teile. Schon die Begriffe an sich dürften so mancher interessierten Leserin einen kalten Schauer den Rücken hinunterjagen – bis sie die aktuellen Entwürfe sieht, die in dieser Saison dahinterstehen.

Deutlich sichtbare Boxershorts und klassische Tennis-Looks, Cargo-Röcke und Bucket Bags, Denim-Kleider, Clogs – das mag nach modischen Revivals klingen, die das Licht der Welt besser nie ein zweites Mal hätten erblicken sollen. Aber das Gegenteil ist der Fall: In neuer Aufmachung und neuen Kombinationen wirken sie überaus reizvoll und zeitgemäß. Eine kleine Auswahl der spannendsten Modetrends des Frühlings 2022.

Ein echter Knockout: die Boxershorts für Sie

Links: Boxershorts als Solostars bei Christian Dior (links); rechts: unter der tiefsitzenden Hose  bei Miu Miu.
Links: Boxershorts als Solostars bei Christian Dior (links); rechts: unter der tiefsitzenden Hose bei Miu Miu.Dior/Miu Miu

Die Hose muss so tief sitzen, dass das Boxer-Bündchen sichtbar wird: Was man bisher eher als Untenrum-Uniform von sleazy Skaterboys aus den 90ern kannte, hat nun auch die gehobene Frauenmode erreicht. Natürlich hängt die neue Rolle der Boxershorts eng mit einem anderen Trend zusammen – dem zur Hüfthose nämlich, die eine Sichtbarmachung des Darunter ja überhaupt erst möglich macht. Aber auch als Solostar sind Boxershorts in diesem Frühjahr Thema. Bei Christian Dior zum Beispiel: Chefdesignerin Maria Grazia Chiuri zeigt sie sozusagen in ihrer reinsten Form, als Teil eines Boxer-Looks nämlich, ganz ohne Hose darüber. Wer nicht ganz so mutig ist, wird sich vielleicht eher für die Entwürfe von Miu Miu erwärmen: Hier werden die Boxershorts – mit dem obligatorischen mittigen Logolabel natürlich – unter der tiefgeschnittenen Hose getragen. Sehr lässig.


Spiel, Satz, Sieg: die Rückkehr des Tennis-Looks

Links: bei Dior brechen die Stiefel mit dem Tennis-Thema; rechts: bei Lacoste ist der Look futuristisch umgesetzt.
Links: bei Dior brechen die Stiefel mit dem Tennis-Thema; rechts: bei Lacoste ist der Look futuristisch umgesetzt.Dior/Lacoste

Es mag am großen Erfolg von „King Richard“ liegen, jenem aktuellen Film, der vom Vater der Tennislegenden Serena und Venus Williams erzählt. Oder an einem generellen 80s-Trend. Irgendwie jedenfalls ist der Tennis-Look zurück. Dass weiße Shorts und weiße Hemden, helle Sportschuhe und helle Faltenröcke aber gar nicht unbedingt nach hängengebliebenem Yuppie aussehen müssen, beweisen in dieser Saison gleich mehrere Marken. Während der Look bei Christian Dior in seiner klassischeren Form gezeigt wird – abgesehen von den gelb abgesetzten Stiefeln vielleicht, die sich wohl auf keinem Tennisplatz wirklich gut machen würden –, wird er bei Lacoste ein bisschen verfremdet dargestellt. Dort erinnern zwar Farben, Schnitte und Details an den schicken Sport, ansonsten wirken die Entwürfe eher technoid bis futuristisch.


Ein Plätzchen für alles: der Cargo-Rock mit vielen Taschen

Man müsste wohl von einem generellen Cargo-Trend sprechen. Denn es sind eben nicht nur die entsprechenden Röcke – oft in klassischen Beige- und Camel-Tönen, immer mit zahlreichen Taschen und funktionalen Tunnelzügen, Metallringen, Schlaufen –, die wieder allgegenwärtig sind; auch die Cargo-Hose ist ein Thema der Saison. Dass aber gerade seine weiblichere Entsprechung jetzt besonders spannend ist, zeigt zum Beispiel die Pariser Marke Coperni: Sie stellt lang geschnittene Cargo-Röcke, aber auch einige entsprechende Shorts vor, kombiniert diese vor allem zu überaus freizügig geschnittenen Party-Oberteilen. Dieses Doppel macht auch gleich deutlich, worum es bei diesem Trend geht: Um die Nullerjahre, die sowohl Cargo-Röcke oder -Hosen als auch verspielte Bauchfrei-Tops symbolisieren.


Total im Eimer: die formschönen Bucket Bags

Links: Bucket Bag mit Netzstruktur bei Louis Vuitton; rechts: bei Hermès sind die Haltebügel seitlich angebracht.
Links: Bucket Bag mit Netzstruktur bei Louis Vuitton; rechts: bei Hermès sind die Haltebügel seitlich angebracht.Louis Vuitton/Hermès

Relativ fest, ziemlich rund, nicht zu groß: so sieht die perfekte Bucket Bag aus. Wie ein „Eimer“ eben, zu Englisch „Bucket“, was der relativ seltenen Taschenform ihren einleuchtenden und doch irgendwie despektierlichen Namen gibt. Dabei – das wird in diesem Frühjahr nochmal so richtig deutlich – kann gerade die Bucket Bag besonders luxuriös daherkommen. Bei Louis Vuitton zum Beispiel: Hier wird zwar die Eimerform in dieser Saison durch kurze Tragegriffe noch unterstrichen. Mit seiner feinen ledernen Netzstruktur aber, in die kleine Logodetails dezent eingearbeitet wurden, wirkt die Tasche überaus elegant. Bei Hermès wiederum wird die Bucket Bag ganz neu interpretiert – die silbernen, metallenen Tragehalter sind seitlich angebracht. Gute Idee!


Hip teens do wear blue jeans: das Denim-Kleid

Denim ist ein Dauerbrenner – das ist gemeinhin bekannt. Die Jeansjacke, das Jeanshemd, die Jeanshose sowieso: Irgendein Teil aus dem robusten blauen Material hat jede und jeder im Schrank – und irgendeines ist auch immer gerade angesagt. Dieses Mal hat es das Denim-Kleid getroffen, ausgerechnet, das eine Jeansteil, für das sich auf den ersten Blick wohl doch nicht alle erwärmen können. Dabei muss das Denim-Dress gar nicht nach 80er-Jahre-Schulmädchen aussehen – es kann lässig und durchaus erwachsen wirken. So zum Beispiel bei Loewe: Chefdesigner Jonathan Anderson inszeniert das Jeanskleid körpernah und freizügig, nach unten hin asymmetrisch geschnitten. So geht’s!


Rock around the Clog: ein Hoch auf die Clogs

Links: helle Clogs mit seitlicher Schnalle bei Ganni; rechts: von Aeyde gibt es schön schlichte Exemplare.
Links: helle Clogs mit seitlicher Schnalle bei Ganni; rechts: von Aeyde gibt es schön schlichte Exemplare.Ganni/Aeyde

Was Schuhe betrifft ist alles, in das man hineinschlüpfen kann, sowieso gerade ein großes Thema: Schlappen und Schläppchen, Mules, Sandalen – Hauptsache bequem! Auch wieder ganz vorne mit dabei: die Clogs, die pantoffelartigen, vorne geschlossenen und hinten offenen Schuhe, die sich vor allem über ihre prägnant dicke Sohle definieren. Großmütterlich müssen sie allerdings ganz und gar nicht aussehen. Bei der Berliner Marke Aeyde wirken sie in einer feineren, weniger klobigen Form mit heller Holzsohle erwachsen und dezent; ähnlich beim dänischen Label Ganni, bei dem Clogs in Bonbon-Farben um eine silberne Schnalle ergänzt werden.