Keine Woche ist sie alt, die Nachricht, dass sich Mercedes-Benz als titelgebender Hauptsponsor der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin zurückziehen will. Dass es einen Teil der deutschen Modewoche mithin nicht mehr geben wird. Da legt der Autokonzern auch schon mit der nächsten Meldung nach und macht somit sein Versprechen wahr, zu gegebener Zeit über ein neues Mode-Engagement in der Hauptstadt zu informieren.
„Um Zielgruppen und Kunden bestmöglich zu erreichen, werden alle Kommunikationsplattformen bei Mercedes-Benz kontinuierlich und individuell überprüft. Dazu gehört auch das Engagement der Marke bei internationalen Fashion Weeks und Events. So auch im deutschen Markt in der Modemetropole Berlin“, hieß es in einem Statement, das Mercedes am Mittwoch vergangener Woche exklusiv an die Berliner Zeitung richtete. Und: „Derzeit arbeiten wir an einem neuen Konzept, das Mode-Engagement der Marke auf dem deutschen Markt in 2023 zu präsentieren. Wir werden Sie zu gegebener Zeit darüber informieren.“
Experimentieren mit Formaten
Am Montag wurde dann eine offizielle Pressemitteilung verschickt, der sich entnehmen lässt, dass es fortan halbjährlich ein Event mit dem Titel Mercedes-Benz Fashion Moments im Rahmen der Berliner Modewoche geben wird; für die kommende Fashion Week Anfang 2023 bedeutet das ganz konkret den 18. Januar. Um verschiedene Bereiche der Innovation, des Designs und des Lifestyles bespielen zu können, will Mercedes-Benz zur Realisierung seiner Veranstaltungen demnach weiterhin mit der Kreativagentur Nowadays und mit verschiedenen Marken zusammenarbeiten. Den Anfang mache man mit dem etablierten Label Marc Cain aus dem Premium-Modebereich, als Location für das Event am 18. Januar wurde der Flughafen Tempelhof gefunden.
Aufhorchen lässt eine Passage der Pressemitteilung: „Die künftig vorgesehene Zusammenarbeit mit verschiedenen Brands ermöglicht es der Marke mit dem Stern, den Kundinnen und Kunden Einblicke in die faszinierende Fashion- und Lifestylewelt mit inspirierenden Erlebnissen zu verschaffen und flexibel auf den Zeitgeist der Mode einzugehen.“ Ob es sich hierbei um ein öffentliches Event handelt, sich „Kundinnen und Kunden“ also mit „Endverbraucherinnen und Endverbrauchern“ übersetzen lässt, geht aus der Nachricht zwar nicht hervor. Denkbar wäre ein Vorstoß hin zu einer Modeveranstaltung, die öffentlich besucht werden kann, allerdings durchaus.
Schon lange experimentieren Unternehmen mit solchen Formaten als Kontrapunkte zu abgeriegelten Fachveranstaltungen. Der Onlineriese Zalando etwa hatte die Modemesse Bread & Butter gekauft und sie 2016 wie 2017 überaus erfolgreich einem breiteren Publikum geöffnet; zeitweise sollen mehr als 30.000 Besucherinnen und Besucher zum Lifestyle-Spektakel gekommen sein. Im vergangenen Jahr richtete dann die Premium-Gruppe erstmals ihr jährliches Modefestival The Ground aus, das speziell ein junges Publikum aus der Generation Z anziehen soll.
15 Jahre als Titelsponsor
Ob auch Mercedes-Benz nun in eine ähnliche Richtung denkt und über die Fachbesucher hinaus auch private Modeenthusiasten einladen will, ist noch nicht ganz klar. Ein offizielles Statement von Jens Kunath, Leiter des Vertriebs Pkw Deutschland und Mitglied der Geschäftsleitung von Mercedes-Benz Cars Deutschland (MBD), liest sich indes so: „Nach 15 Jahren als Titelsponsor der Mercedes-Benz Fashion Week werden wir uns nun im Fashion-Bereich in Deutschland mit einem weiterführenden Format neu positionieren. Die Anforderungen der Modebranche, die Bedürfnisse des Publikums und die Formate der Berlin Fashion Week verändern sich stetig.“ Nach einer klassischen Modenschau von 20 Minuten, zu der nur geladene Gäste kommen dürfen, klingt das jedenfalls nicht.




